Full text: Die Hausgesetze der regierenden Deutschen Fürstenhäuser. Erster Band: Anhalt, Baden, Bayern, Braunschweig. (1)

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Fürstenthum Calenberg. Unter seiner Regierung wurde zwischen ihm und sei- 
nem Vetter August einerseits und Ferdinand, Kurfürsten von Cöln und Bischof 
von Hildesheim andrerseits, während der Wirren des dreissigjährigen Krieges und 
unter dem Einflusse der kaiserlichen Waffen, ein nachtheiliger Vergleich abge- 
schlossen !), kraft dessen das s. g. grosse Stift Hildesheim (18 Aemter mit 
den darin gelegenen Städten und Dörfern), welches die Herzöge von Braun- 
schweig seit 1523 besessen hatten, dem Bisthum llildesheim restituirt werden 
musste, mit alleiniger Ausnahme der Aemter Lutter am Barenberg, Koldingen, 
Westerhof und des Hauses Dachtmissen, welche die Herzöge als hildesheimische 
Stiftslehen erhielten. 
Auch der westfälische Frieden ersetzte den Hause Braunschweig - Lüneburg 
den Verlust nicht. Die Ansprüche auf die Bisthümer Hildesheim, Minden und 
Osnabrück konnten nicht durchgesetzt werden. In Osnabrück wurde dem Hause 
Braunschweig-Lineburg die mit den Katholiken alternirende Besetzung des 
Bischofsstuhles eingeräumt. Als Nachfolger des damaligen katholischen Inhabers 
des bischöflichen Stuhles, Grafen Franz Wilhelm von Wartenberg, sollte Ernst 
August, der jüngere Sohn Georgs, succediren. Fürs künftige sollte eine bestän- 
dige Abwechselung eines katholischen und evangelischen Bischofs zu Osnabrück, 
mittels einer dem Hause Braunschweig-Lüneburg zugesicherten abwechselnden Suc- 
cession stattfinden. Diese letztere ward so bestimmt, dass, so lange der Stamm 
vom Herzog Georg dauern würde, wenn mehrere Prinzen vorhanden wären, 
einer der jüngern, aber wenn auch nur einer da wäre, dieser allein das Bisthum 
bekommen sollte. Würde der Stamm Georgs ganz erlöschen, so sollte auch die 
Nachkommenschaft Herzog Augusts, von der wolfenbüttelschen Linie, dazu ge- 
langen ?). 
Seit dieser Zeit blieb das Bisthum Osnabrück, alteınirend mit den Katholi- 
ken, zur Versorgung eines nachgebornen Prinzen bei dem Hause Braunschweig- 
Lüneburg. Der letzte Fürstbischof war Friedrich, Herzog von York und Albany, 
von 1764 bis 1803 (F 1827). 
Ausserdem wurden dem braunschweig-lüneburgischen Hause noch zwei säcu- 
larisirte Stifter eingeräumt, die Prälatur Walkenried und das Kloster Grö- 
ningen. 
Durch den am 10. December 1648 erfolgten Tod von Herzog Friedrich fiel 
das Fürstenthum Lüneburg-Cella an die Söhne Georgs von Calenberg und es trat 
nun der Fall ein, dass, da das Testament des letztern, anstatt einer Verschmelzung 
der Landschaften Calenberg und Cella zu einer einzigen Herrschaft, die Erhaltung 
4) Der Hauptrecess vom A}. April 1643 bei Lünig, R. A. P. spec. Geistliche Fürsten 
8. sn. Bei Faber, Europ. Staatscanzlei Th. XVI 8, 824, Die Abtretungsgeschichte bei Spitt- 
ler 11. 8. 1238. 
2) Pütter, Geist des wesif. Friedens S. 197 I. P. O. XIII, wo es im $. 6 heisst: „sic 
erpetuo admittatur alternatliva successio inter calholicos episcopos ex gremio capituli electos 
vel aliunde postulatos atque A. C. addictos, sed non alios, quam ex familia modo nominati ducis 
Georgii descendentes et quidein ei plures sint principes, oe natu minoribus eligatur vel po- 
stuletur episcopus, nullis vero existenlibus nalu minoribus, aufficiatur unus ex principibus 
regentibus. Nie autem deficientibus, succedat tandem ducis Augusti posteritas, allerna- 
tione, uli dictum, inter ipsam et catholicos perpetua." 
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