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schlachteten Thiere vorsichtig genug umgegangen wärde, so stünden der fernern Be-
nutung derselben wenig Bedenklichkeiten im Wege. Allein die Erfahrung hat gelehrt,
daß die meisten es an dieser Vorsicht fehlen lassen, und alsdann große Nachtheile
hieraus entstehen. Wie leicht zu einer allgemeinen Ansteckung durch das Fleisch Anlaß
egeben werden könne, folgt aus dem Beissiel von Bittenfeld, wo der erste er-
ankte Ochs geschlachtet, und das Fleisch davon um einen wohlfeilen Preis verkauft
wurde. In allen Häusern, in welche solches Fleisch kam, brach zuerst die Seuche
aus, und breitete sich bei so vielen dadurch entstandenen Berührungspunkten schnell
über den 7*r en Ort aus.
So blieb auch Kleinbottwar ganz frei von der Seuche, waͤhrend dieselbe in
Großbottwar wüthete, bis ein Bürger aus ersterm Ort krankes Fleisch von Groß-
bottwar in sein Haus brachte, worauf einige Tag-e nachher sich unverkennbare Merk-
male der Seuche an seinem Vieh zeigten; welches aber sogieich aus dem Ort gebracht
und verscharrt wurde.
So ist es auch bemerkenswerth, daß in mehreren Orten, wo die Sauche schon
weit um sich gegriffen hatte, dieselbe noch erlickr wurde, als die Bürgerschaft sich dahin
vereinigte, kein Fleisch von angesteckten Thieren mehr zu benuten, und die übrigen ge-
gebenen Vorsichtsregeln streng zu befolgen.
6 Milst von kranken Thieren, wenn gesunde daran riechen, diese anstecke, zei-
gen viele Beispiele; sogar ist in Neckarrems und Untertürkheim der erste Stall
auf diese Art angesteckt worden, daß durchgetriebenes krankes Vieh auf die Miststätte
des Stalls kam, über welche nachher das gesunde gehen mußte. Ja! daß selbst die
Ausdünstung des Mists, der schon vor Wochen und Monaten von kranken Thieren
gefallen ist, die Ansteckung in Orten, wo die Seuche bereits aufgehört hat, wieder
aufs Neue verbreite, zeigt das Beispiel von Rudersberg. Nachdem daselbst im Fahre
1296 die Seuche schon drei Wochen lang aufgehört hatte, wurde der im Ort aufge-
häuftre Mist nach und nach auf die Felder gebracht, und bald darauf verbreitete sich
wieder die Seuche, ohne daß man irgend eine andere Ursache der Ansteckung ausfin-
dig machen konnte.
Daß man überhaupt, in Absicht auf die Ansteckung, nicht vorsichtig genug seyn
könne, beweist Folgendes:
Man sahe im Winter ½796 eine Heerde von 10 Stück Rindvieh über einen Platz
auf dem Felde gehen, über welchen man vorher einige an der Seuche gestorbene Thiere
nach einer im Wald aufgeworfenen Grube geschleppt hatte. Diese 20 Stücke fiengen
bier sogleich an, die Erde zu beriechen, und zu brüllen. Den achten Tag darauf waren
schon fün f Stücke krank, und in der Folge die übrigen, und nur eins von den zehnen
kam durch die Seuche.
Sehr häufig erfolgt auch die Anseckung mittelst der Luft; daher gewöhnlich die
Seuche von einem benachbarten Stall in den andern kommt, besonders wenn der
Stall, wo noch gesundes Vieh steht, Oefnungen hat, aus welchen man nach den
bereits angesteckten sehen kann. Man verschließe daher solche Oeffnungen, wenn sich
ein Stall in der Nähe befinder, worinn krankes Vieh ist oder war.