Nikolai Nikolajewieschs Pläne und Vormarsch 161
Nikolai Nikolajewitsch ans Werk. Zwischen Wilna, Kowno und Grodno
wmden 8 bis 10 Korps als 10. Armee versammelt und bei Gialyskok zwei
Korps bereitgestellt. Bei Warschau marschierten drel Korps als Kern der
I. Armee, zwischen Iwangorod und Lublin rückee die 9. Armee auf. Die
4., 5. und 8. Armee gingen in der Verfolgung der österreichisch-ungarischen
Armeen gegen den Dunajec und die Duklasenke vor, die 3. Armee belagerte
Drzemysl und Jaroslau. Südpolen war von acht Kosaken= und Dragoner=
divisionen Überflutet, die Bukowina bis zu den Hochtälern der Waldberge
gesffnet und Kosaken und Linieninfankerie in Bewegung, um auf dem alten
Datarenwege in die ungarische Tiefebene einzubrechen.
Die Zuversicht der russischen Heeresleitung gründete sich auf die ver-
meintliche Feldflucht des österreichisch--ungarischen Heeres.
Da immer noch zahlreiche Versprengte und viel steckengebliebenes Kricgs.
gerät von den Kosaken aus den galizischen Wäldern geholt wurden, durch
die sich Kampf und Rückzug der österreichischen Armeen gewälzt hatten,
wurden die Russen in dem Glauben an die völlige Niederlage des k. u. k. Feld-
heeres dauernd bestärkt. Die mächtigen Reitergeschwader, die auf dem linken
Weichselufer schon bis zur Lysa Gora schwärmten, fanden alles frei vom
Feinde. Sie trabten über Radom, Opatow und Klimontow und auf den
Straßen von Piotrkow und Kielce gemächlich gen Westen und konnten ihre
Aufgabe, den Vormarsch der Armeen in der rechten Flanke zu decken, bei.
nahe als einen Spazierrict auffassen. Wo die Kosaken am linken Weichselufer
aufwärts Zawichofst erschienen waren, hatten sie durch die Bedrohung der
Flanke der Armee Oanlkl die Österreicher genstigt, sich hastig immer weiter
stromaufwärts zurückzuziehen. Am 20. September war Südpolen bis zur Nida
wieder in russischen Händen; nur noch Spuren der Kämpfe, die das Korps
Kummer und die polnischen Legionäre auf ihrem Vormarsch im August
geliefert hatten, sprachen zu den russischen Vortruppen, die allmählich ihre
Front verbreiterten und zwischen Lodz und Polaniec eine richtige Treiber-=
kette bildeten, um Über die Warta und die Nida die offenen Grenzen Schlesiens
zu erreichen.
In Galizien war es anders. Dort trafen die siegreichen russischen Armeen
zwar auch nicht mehr auf zurückflutende Truppenkörper, stießen sich aber an
Brückenköpfen und Wegsperren wund. Die Verfolgung der Armeen des
Erzberzogs Friedrich wurde am 18. September zum Folgen. Einzelne Weg-
sperren und Brückenköpfe, die noch von schwachen österreichischen Nachhuten
behauptek wurden, erforderten die Entwicklung großer Kräfte und bereiteten
Aufenehalt. Das Siegesbewußtsein der russischen Armeen lict darunter nicht,
sie rückten mit nicht geringerer Zuversicht vor, als die französischen Armeen
wenige Tage vorher auf die Aisne vorgerückt waren.
Am 18. September eroberten die Russen den tapfer verteidigten San-
brückenkopf Sieniawa. Nadymno und Jaroslau wurden in Brand geschossen,
Sleemonns# Geschichte des Krieges. II. 11