Contents: Wegweiser durch Bismarcks Gedanken und Erinnerungen. (3)

Ernennung zum Bundestagsgesandten. Sendung nach Wien. 35 
maßen befremdete, antwortete Bismarck: „Der Muth ist ganz 
auf Seiten Eurer Majestät, wenn Sie mir eine solche Stellung 
anvertrauen; indessen sind Eure Majestät ja nicht gebunden, 
die Ernennung aufrecht zu erhalten, sobald sie sich nicht bewährt. 
Ich selbst kann keine Gewißheit darüber haben, ob die Aufgabe 
meine Fähigkeit übersteigt, ehe ich ihr näher getreten bin. 
Wenn ich mich derselben nicht gewachsen finde, so werde ich 
der Erste sein, meine Abberufung zu erbitten. Ich habe den 
Muth, zu gehorchen, wenn Eure Majestät den haben, zu be- 
fehlen.“ Der König versuchte die Sache, und im Juli 1851 
rückte Bismarck aus der Stellung des Legationsrathes in die 
durch Rochows Rückversetzung auf den Petersburger Posten 
freigewordene des Bundestagsgesandten ein. Bald genug 
überzeugte sich nun der bisherige Vertreter einer dualistischen 
Politik von der Abneigung der österreichischen Staatsmänner 
gegen Preußen; über die Unmöglichkeit eines freundlichen Zu- 
sammengehens der beiden Großstaaten belehrte ihn der Einblick 
in die berüchtigte Schwarzenbergsche Depesche, in der als 
Programm der österreichischen Politik die Schwächung und 
demnächstige Zerstörung Preußens aufgestellt wurde. Fortan 
stand Herr v. Bismarck auf der Bresche zur Abwehr jedes 
Uebergriffes, den die Präsidialgesandten (Graf Thun, Frhr. 
von Prokesch-Osten, Graf Rechberg) unter der Maske der Harm- 
losigkeit und Bonhomie versuchten, und mußte den Ruf eines 
Störenfriedes und Händelsuchers auf sich nehmen, während er 
doch nur die Rechte seines Königs und seines Staates wahr- 
nahm. Unter diesen Umständen war seine außerordentliche 
Sendung nach Wien, im Juni 1852, ein besonderer Prüsstein 
seiner diplomatischen Befähigung, und er hat der Erwartung, 
die sein König in ihn setzte, vollständig entsprochen. Auf's 
Beste durch einen eigenhändigen Brief Friedrich Wilhelms IV. 
bei Kaiser Franz Joseph eingeführt, lenkte Herr v. Bismarck 
die fast unparlamentarisch gewordenen Verhandlungen wieder 
in Formen hinüber, die in guter Gesellschaft üblich sind, ohne 
doch nur ein Tüttelchen von dem zuzugestehen, was die Oester- 
reicher forderten: den Eintritt Oesterreichs in den Deutschen 
Zollverein. Was Bismarck bei dieser Gelegenheit über die 
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