Object: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

— 633 — 
theilung und der Verlegung der Centrale nach Moschi 
wurde sie uns von dort übermittelt und traf meistens 
einen halben bis einen ganzen Tag später hier ein. 
Dieser Zeitunterschied ist gegenüber der Gesammtdauer 
der Beförderung von Tanga zum Kilimandjaro so 
geringfügig, daß er vernachlässigt werden kann, und 
daher wird die folgende statistische Tabelle für die 
Beurtheilung des, Zustandes im Allgemeinen maß- 
gebend sein. 
  
  
  
  
- - Mittlere 
8 kunft seiner . 
Ankunft des Anur stsé n 82 gitdaner der 
Postdampfers wissenschaftlichen * elorde- 
S . Ktlmmndjatosgti 8 
2 in Tanga station. TZanga zum 
6 HKilimandjaro 
1.7. März 1893 31. März 4 
2. . April 3. Mai 9 
3. 2. Mai 31. Mai 9 
4. 30. Mai 30. Juni 1 
5. 27. Juni 29. Juli 2 
6. 26. Juli Augu 4 
7. 22. August 20. September 29 
8.]19. September 8. Oktober 927½ Tage 
9.7. Oktober 21. November 5 
10. 14. November 5. Dezember 1 
11.] 12. Dezember11. Januar 189440 
12.9. Januar 7. Februar 9 
13.6. Februar 2. März 4 
14. 6. März 1. April 6 
15. 3. April . Mai 1 
  
  
  
Da die deutschen Dampfer von Neapel, wo sie 
die Post an Bord nehmen, bis Tanga 20 Tage 
brauchen, die Bahnfahrt von Berlin nach Neapel 
knapp zwei Tage in Anspruch nimmt, so gelangen 
also Briefe aus Berlin durchschnittlich in 50 Tagen 
zum Kilimandjaro. In der früher besprochenen, 
vom Kaiserlichen Bezirksamt zu Tanga bearbeiteten 
„Marschroute Tanga— Kilimandjaro“ wird nun an- 
gegeben: „Briefboten können die Tour in 10 bis 
12 Tagen machen.“ Demnach könnten wir die 
Berliner Post in 32 bis 34 Tagen erhalten, that- 
sächlich betrug, soweit unsere 14 monatliche Erfahrung 
reichl, die kürzeste Zeitdauer 41 Tage (dieses kam 
nur ein einziges Mal vor), die längste dagegen 57 
Tage! In letzterem Falle, Ankunft der Post am 
21. November 1893, lagen 35 Tage zwischen Ein- 
treffen der Briefe in Tanga und am Kilimandjaro. 
Der Grund lag darin, daß die Postboten auf einem 
gänzlich neuen Wege westlich des Uguenogebirges 
dirigirt wurden, wo ihnen ein Unfall zustieß. Es 
scheint doch nicht angebracht, derartige Experimente 
zur Aufsuchung neuer Routen gerade durch Post- 
boten ausführen zu lassen. Aber auch unter nor- 
malen Verhältnissen kamen Zeitdifferenzen zwischen 
Tanga und Kilimandjaro von 30 bis 32 Tagen 
wiederholt (viermal, d. i. mehr als ein Viertel aller 
Fälle) vor, so daß wir die Post drei Wochen später 
erhielten, als es möglich gewesen wärel! 
Bezüglich der umgekehrten Richtung, Kilima- 
ndjaro—Tanga, liegen die Verhältnisse wohl ähnlich, 
  
sie entziehen sich aber einer genauen Kontrole, weil, 
wie gesagt, die Anschlüsse an dic deutschen und fran- 
zösischen Dampfer im Allgemeinen dem Zufall über- 
lassen sind und man von hier aus nicht sicher er- 
mitteln kann, welchen Weg die Briefe nach Europa 
genommen haben. 
Ein Beispiel möge sowohl zur Illustration eines 
günstigen wie eines ungünstigen Falles dienen. Am 
16. August 1893 verließ mit dem Boten, welcher 
den Bericht des Gouverneurs über das erfolgreiche 
Moschigefecht zur Küste brachte, ein nach Berlin be- 
stimmter Brief die wissenschaftliche Station; derselbe 
ging am 1. September mit dem deutschen Dampfer 
von Tanga ab und traf am 22. desselben Monats 
in Berlin ein. Er hatte also 37 Tage gebraucht. 
Die Antwort auf dieses Schreiben verließ Berlin 
am 25. September und erreichte Tanga am 
17. Oktober, den Kilimandjaro aber erst am 
21. November. Die Rücktour dauerte also 57 Tage, 
20 mehr als die Hinreise. Die Differenz entfällt 
allein auf die Landbeförderung zwischen Tanga und 
dem Kilimandjaro; es geht daraus hervor, daß eine 
rasche Verbindung wohl möglich ist, wenn man will 
bezw. muß. 
(Schluß folgt.) 
Ramerun. 
Friedensschluß mit den Miangesen. 
Dank dem kräftigen Eingreisen des Kaiserlichen 
Gouverneurs gegen die unbotmäßigen Miangleute, 
ist es gelungen, sie zur vollen Unterwerfung zu 
bringen. Am 9. Oktober d. Is. wurde ein feierlicher 
Frieden in Kamerun abgeschlossen. Es hatten sich 
dazu 20 Miangesen eingefunden, darunter der 
Häuptling Makolambia, ferner waren aus der Haft 
vorgeführt worden der Häuptling Mbia von Miang 
sowie der Häuptling Mboto von dort. 
Es wurden hierauf folgende Friedensbedingungen 
vereinbart: 
1. Die Miangesen verpflichten sich, in Zukunft den 
Befehlen des Gouvernements unbedingt Folge 
zu leisten. 
Als Kriegsentschädigung zahlen dieselben 3000 M. 
und zwar die Hälfte in 3 Monaten von heute 
ab, den Rest in 6 Monaten, ferner verpflichten 
sie sich, 50 unentgeltliche Strafarbeiter zu stellen, 
welche bis zur Beendigung der Hinterfüllungs- 
arbeiten des Kais hier zu arbeiten haben. 
Ueber die Hierhersendung der Leute erhalten die 
Miangesen besondere Aufforderung. 
Die Miangesen haben an die Firma Herschell 
hier als Entschädigung für die zerstörte und 
beraubte Faktorei von Miang innerhalb drei 
Monaten 200 Kru = 2400 Mark zu bezahlen, 
desgleichen 
#
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.