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zugleich anderen besondern Absichten der Staatswirthschaft,
der Staatspolizen und der Staatspolitik zusagen.
Um in dem Labyrinthe unseres heutigen Zollwesens
einen sicheren Leitfaden zu finden, müssen wir aus der
Geschichte des Jollwesens nachweisen, was die Zölle in
der Vorzeit waren, — was sie in der heutigen Zeit über-
haupt und insbesondere für Bayern nach seinen Verhält-
nissen im Innern und gegen das Auböland noch seyn
koͤnnen.
Die Zoͤlle waren bey ihrer Entstehung und mehrere
tausend Jahre lang in allen Staaten der Erde eigent—
liche Handelssteuern; die Kaufleute mußten sich bey den
Zollstaͤtten fuͤr ihren Waarentransport loskaufen. Die Zoͤlle
waren als Hoheitérechte, Regalien, anerkennt und behan-
delt; — man unterschied nicht die einheimischen von den
fremden Waaren, — nicht die Einfuhr, Durchfuhr und
Auöfuhr, — wie in der neuern Zeit. Alles, was die Han-
delöstraßen zu Wasser und zu Land passirte, mußte be-
zahlen, um Geld in die Casse zu schaffen.
Dieses war ursprünglich die einzige ausschließliche
Bestimmung und Aufgabe der Zdlle. Oie Staatswirth--
schaft und Staatspolitik jener Zeiten waren auch auf ei-
nem solchen Standpuncte, daß sie die Zölle nicht als
Mittel zu ihren besondern Zwecken brauchen konnten.
Zoͤlle waren also nichts als Steuern, und würden ge-
wiß auch in unsern Tagen, sobald sie keine Geld einbrin-
genden Steuern mehr wären, ganz aufhdren, und mit
ihnen alle Jollordnungen und JZolltarife verschwinden.
Uebrigens wurden die Zolle in d er Vorzeit blos rhap-
sodisch behandelt, wie die ganze damalige Finanzwirth=
schaft. Aber die Zeit und der in der Zeit vorkommende
Wechsel der Dinge hat die Interessen der Staaten im
Innern und gegen Außen, und mit diesen die Staats-
aufgaben, sehr verändert und vermehrt.