— 351 —
Verhaͤltnisse aller dieser Staaten so sehr
von einander verschieden sind, daß dieselben Zoll—
maßregeln nicht bey jedem anwendbar, und nicht bey jedem
dieselben gleichen Wirkungen hervorbringen koͤnnen. Kurz,
weil Bayern nicht Oesterreich, nicht Frankreich und nicht
England, sondern nur Bayern ist, so muß es auch seine Zoͤlle
nur im Bayerischen Interesse behandeln, wenn sie ihrer wah-
reu Aufgabe entsprechen sollen.
Bayern will kein Prohibitivsystem, es will keine Ein-
fuhrverbothe außer dem Salze und Biere; es will nur
böhere Idlle und mit diesen alles erreichen, und
doch betragen die hochsten Jollsätze auf Einfuhr fremder
Waaren nicht halb so viel als seine Consumtionssteuern
auf einheimische Waaren! Es mochte den Wünschen und
Forderungen aller Partheyen Genüge leisten und wird am
Ende keine befriedigen.
Eine unverkennbare Vorliebe für das Fabriken=
spstem in Bapern zeigt sich bey der Entwerfung und
Berathung des neuen Zolltarifs. Jener vom Jahre
1310 soll für die Kaufleute gemacht gewesen seyn; die-
ser vom Jahre 1828 soll für die Fabrikanten gemacht
werden! Das Interesse der Händler und Fabrikanten ist
der Hauptgegenstand des Kampfes und des Tarifes
selbst! Wo bleiben denn die Landwirthe und Consumen-
ten in Bayern, die am Ende alle Zölle bezahlen mussen,
und von welchen die Händler, wie die Fabrikanten, allen
ihren Gewinn hernehmen, um welchen sie sich bey dem
Zolltarif unter der Maske des allgemeinen Wohls benei-
den und bekämpfen 2 Diesem Kampfe sehen die Confu=
menten, denen es am meisten gilt, so ruhig zu, und wer-
den auch daben so wenig berücksichtigt, wie bey dem
Malzaufschlage, wo das Finanzärar mit den
Bierbrauern um den Malzaufschlag kämpfte, welchen die
Consumenten, die Biertrinker, allein bezahlen müssen!