Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

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fahren? oder soll es etwa auch in Anschlag kommen, daß 
durch den Handel, der doch auch mit vielen Schreibereyen 
verbunden ist, die Gaͤnsezucht, also ein Theil der Agricul— 
tur befördert wird? Wohin aber eine solche Befoͤrderung 
fuͤhrt, das zeigt uns ein Blick auf das Ausgabenbudget. Hier 
finden wir über 5 Millionen für Pensionen und Quiescenz- 
gehalte. Wäre weniger geschrieben worden, dann hätte die 
Nation jetzt weniger zu bezahlen! — 
Ich gehe zur zweyten Abtheilung des Handels über.— 
zum Zwischen-= und Durchfuhrhandel. Dieser gewährt 
allerdings einen wesentlichen Vortheil, und sollte daher 
moglichst erleichtert und befdrdert werden. Er gehdrt zu 
den drey Blumen auf einem Stengel, wie ein verehrlicher 
Redner vor mir sich ausdrückte, aber nicht der Handel im 
Allgemeinen, am allerwenigsten der Einfuhrhandel. — 
Ackerbau und Kunstfleis wurzeln fest im Boden des Va- 
terlandes. Sie stehen in ihm und mit ihm. Der Ein- 
fuhrhandel aber wurzelt, einer Schmarotzerpflanze gleich, 
im Mark des Ackerbaues und Kunstifleises. Da blüht er 
dann so lange, als dieses Mark ihm Nahrung gibt. Ist 
der Ackerbau gelähmt und die inländische Gewerböindustrie 
erstickt, dann fliegt der an Kopf und Fußen geflügelte 
Schutzgott mit gefülltem Portefeuille davon, eife verarmte 
Generation zurücklassend, die sich damit trösten muß, daß 
die ihr folgende, durch Erfahrung kluger geworden, sich 
wieder emporarbeiten wird. 
Der Handel im Allgemeinen wurzelt in einem Boden, 
den die Natur nur selten gibt; er wurzelt in Ländern, 
welche an Seeküsten gelegen sind, und von großen und 
freven Strdmen durchschnitten werden. Ich sage von 
frepen Strömen, denn wir sehen, was große Ströme 
nützen, welche nicht frey sind. Was nutzt uns unsere 
Donau — unser Rhein? Daher kann uns nie ein blü- 
hender Handel werden, weil die Natur uns diese ihn be-
	        
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