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Deutschland, meine Herren! war schon in der Vor-
zeit die Wiege der Künste und Mannfacturen, verarbel-
tete selt lunge einen großen Theil seiner eigenen in-
ländischen Naturproducte, veredelte auch fremde Materia-
lien, und versorgte mit seinen Fabrikaten nicht blos
Deutschland und andere europäische Länder, sondern
führte sie auch nach America aus.
Obschon verschiedene seiner blühendsten Fabrikstädte,
wiè Nürnberg und Augsburg, sich schon im ½ten Jahr-
hundert mit ihren Waaren auf Englands, Frankreichs
und Italiens Märkten auszeichneten, so war dennoch
die Industrie noch lange von der Höhe entfernt, zu der
sie sich spcäter erst unter der Regierung Friedrichs des
Großen in den preußischen Staaten erhoben har.
Bald jedoch, nachbem England sich Schätze aus
fremden Welttheilen holte und dawit ein Uebergewicht
über andere Länder zu erringen wußte, trat im Fort-
schreiten deutscher Industrie eine lange Pause ein, weil
Deutschland, mit Ausnahme Preußens und Oesterreichs,
es zu einer Rloalität neben England, wo besonders die
Fabrikation mit Maschinen sich emporschwang, nicht
bringen konnte, und so lange ruhig zusehen mußte, bis
es sich nach und nach von selbst ermannte, und Sachsen
und die Schweiz es in Schaf= und Baumwollenfabrikaten
so weit brachten, daß sie auf deutschen Märkten neben
den Kunst= und Fabrikerzeugnissen Englands mit ihren
Waaren bestehen konnten.
Zu dem neuen und ruhigen Fortschreiten deutscher
Industrie gesellte sich noch vor kaum 20 Jahren ein
scheinbar glückliches Ereigniß, als das Decret von Tria-
nen erschien und Napoleon den Plan ergriff, zum Sturze
der englischen Industrie das sogenannte Continental=
system spstematisch zu begründen, und obgleich alle die
dazu angewandten Mittel nur in zerstdrenden Maßregeln