Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

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Deutschland, meine Herren! war schon in der Vor- 
zeit die Wiege der Künste und Mannfacturen, verarbel- 
tete selt lunge einen großen Theil seiner eigenen in- 
ländischen Naturproducte, veredelte auch fremde Materia- 
lien, und versorgte mit seinen Fabrikaten nicht blos 
Deutschland und andere europäische Länder, sondern 
führte sie auch nach America aus. 
Obschon verschiedene seiner blühendsten Fabrikstädte, 
wiè Nürnberg und Augsburg, sich schon im ½ten Jahr- 
hundert mit ihren Waaren auf Englands, Frankreichs 
und Italiens Märkten auszeichneten, so war dennoch 
die Industrie noch lange von der Höhe entfernt, zu der 
sie sich spcäter erst unter der Regierung Friedrichs des 
Großen in den preußischen Staaten erhoben har. 
Bald jedoch, nachbem England sich Schätze aus 
fremden Welttheilen holte und dawit ein Uebergewicht 
über andere Länder zu erringen wußte, trat im Fort- 
schreiten deutscher Industrie eine lange Pause ein, weil 
Deutschland, mit Ausnahme Preußens und Oesterreichs, 
es zu einer Rloalität neben England, wo besonders die 
Fabrikation mit Maschinen sich emporschwang, nicht 
bringen konnte, und so lange ruhig zusehen mußte, bis 
es sich nach und nach von selbst ermannte, und Sachsen 
und die Schweiz es in Schaf= und Baumwollenfabrikaten 
so weit brachten, daß sie auf deutschen Märkten neben 
den Kunst= und Fabrikerzeugnissen Englands mit ihren 
Waaren bestehen konnten. 
Zu dem neuen und ruhigen Fortschreiten deutscher 
Industrie gesellte sich noch vor kaum 20 Jahren ein 
scheinbar glückliches Ereigniß, als das Decret von Tria- 
nen erschien und Napoleon den Plan ergriff, zum Sturze 
der englischen Industrie das sogenannte Continental= 
system spstematisch zu begründen, und obgleich alle die 
dazu angewandten Mittel nur in zerstdrenden Maßregeln
	        
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