Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

— 436 — 
an, deren zahlreiche Fabriken man ihren hohen Zoͤllen 
uschrelbt und welche bey aller Liberalitaͤt in Worten noch 
immer illiberal genug hohe Zollsaͤtze beybehalten. Allein 
die Regierungen Frankreichs und Englands lenken ein 
und erkennen die Gefahr, welche sie der Industrie und 
den Finanzen durch das Zwangssystem bereitet haben. 
Erinnern Sie sich der Reden des englischen Ministers Herrn 
Huskisson in dieser Beziehung, und der franzdsische 
Handelsminister Herr von St. Cricq, sonst ein Freund 
hoher Zdlle, hat zugestanden, daß man etwas thun 
müsse, um den gegenwärtigen Zustand zu ändern. Daß 
sie die hohen Zdlle nicht sogleich aufheben, finde ich na- 
tärlich; denn es ist nicht moglich, ohne Verderben von 
einem Extreme zu dem andern überzugehen. Auch ich 
bin weit entfernt, auf die Aufhebung der Zdlle anzutra- 
gen, aber wie kann man zum Ziele kommen, wenn man 
von demselben hinwegläuft 7 Zur Zeit der Beschränkun= 
gen der Gewerbe und der hohen Zolle unter der Kdnil- 
ginn Elisabeth war die Industrie in England weniger 
blühend. Die Ursachen, denen die englische und franzde 
sische Industrie Vollkommenheit und Blüthe verdankt, 
sino die glückliche geographische Lage dieser Länder, die 
Nähe der rohen, zur Fabrikation tauglichen Producte, 
wie z. B. der Baumvolle, die Menge der Capitalien, in 
England besonders der beneidenswerthe Schatz vortreff- 
licher Steinkohlen, der Reichthum der Bevdlkerung, eine 
frepe Verfassung und besonders freye Concurrenz. Der 
ausgezeichnete franzdsische Minister und Chemiker Herr 
Chaptal weist in letzterer Beziehung nach, daß Frank- 
reichs Industrie selt der Aufhebung des Gewerbszwanges 
um das Zehnfache vermehrt, und seine Ausfuhr in meh- 
reren Artikeln um das Zehnfache erhöht worden sep. 
Allein fragt man mich, wollen wir demnach die 
Einfuhr ganz frep geben? Wollen wir andern Staaten, 
welche ihr Gebieth uns verschließen, mit unpatriorischer
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.