— 487 —
Großmuth das unsrige dffnen 7 Ihnen freye Einfuhr bey
uns gestatten, indessen uns die Eiufuhr bepy thnen er-
schwert und zum Theil verboten ist? — Keineswegs bin
ich dieser kosmopolirischen Ansicht; sondern ich will,
daß man gegen feindselige Maaßregeln sich vertheidige,
nicht aber, daß man durch Rache, welche über alles
Ziel gehr, sich selbst schade. Ich wünsche nur Mäßigung
und Frieden; nicht, daß man durch feindselige Maßregeln
auch diejenigen aufreize, die mit uns noch in Friedeu le-
ben; ich wünsche, daß man sich successiv der Handels-
frephelt durch Zollvereine und Handelsvereine mit an-
dern Staaten nähere, und nicht vom Jiele auf dem
entgegengesetzten Wege sich entferne.
Man entgegnet mir: Eben die Absicht, solche
Bereine einzugehen, ist ein Grund, hbhere Zdlle anzuneh-=
men, damit wir etwas zu biethen haben, um entgegen-
zukommen.
Wie7 Um entgegen zu kommen, müßte man sich ent-
fernen? Um den andern Staaten, auch jenen, welche
zum Thelle sehr niedrige Zölle haben, eine Minderung
der Zdlle anzubiethen, müßte man sie vorerst erhdhen 7
Nein, was wir zu biethen haben, ist Freundschaft,
was wir zu thun haben, ist, die Zdlle zu mindern,
nicht zu erhbhen. Meine Herren! die Zollsötze vom
Jahr 1610 find schon hoch genug, um durch deren
Verminderung etwas anzubiethen; erinnern Sie sich
nur, daß der Satz von 20° fl. sechzigmal im Tarif
vorkommt. Ihre Größe ist, so sagte der Herr Corefe-
rent im Jahr 2825, sehr geeignet, sowohl der Finanz-
casse als der Industrie zu nutzen. Ich stimme dieser
Ansicht bey.
Wenn Bayern beabsichtiget, sich in Ansehung der
Zoͤlle im Vereine mit andern Staaten einzulassen, was
ist natuͤrlicher, als daß es das Jeugniß biefür dadurch gibt,
daß es seine Geneigtheit zeigt, das Isolirungsspstem zu
55