Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

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spiel von England auf Deutschland zunächst nicht paßt, 
weil hier der Gewerbsmann nebenbey sein eignes'’ Feld 
hat, das ihn mit der nothwendigsten Nahrung versieht. 
Dasselbe bemerkte ich schon vor 5 Jahren. Allerdings 
ist es richtig, daß die Weberey in Bayern nicht wohl an- 
ders als von Leuten betrieben werden kann, die daraus 
ein Nebengeschäft machen. 
Allein, meine Herren! nicht alle Fabrikgegenstände 
lassen sich auf solche Weise betreiben; oft sind große 
Anstalten und erhebliche Capitalien ndthig; es gibt auch 
bey uns Menschen, die gar kein Grundeigenthum besitzen; 
und doch arbeiten sollen. Wie ist es möglich, nachdem 
bey vielen Fabrikaten so viel Absatz und so viele Men- 
schen erforderlich sind, nur dem Geschmacke zu folgen, 
wenn nicht dafür eigene große Anstalten vorhanden sind? 
Durch Anstalten der Art können Menschen verwendet wer- 
den, die nichts als ihre Hand haben. Es gibt Menschen, 
die zu schwächlich sind für den Ackerbau, welcher auch nie so 
viele Menschen beschäftigt, als er Nahrungsmittel producirt; 
es gibt Greise und andere sonst unbeschäftigte Personen, 
die sich ganz vorzuglich für Fabriken eignen. — Eine 
Fabrik aber, deren Absatz auf den inländischen Bedarf 
gerichtet ist und sich immer leichrer auf gleichen Be- 
triebe erhalten kann, und hier ist nicht wie in England 
zu fürchten, daß 100 Arbeiter auf einmal brodlos fort- 
geschickt werden, weil der bisherige auswärtige Absatz 
pldtzlich tief gesunken ist. 
Es wurde bemerkt, daß Schmugglerfamilien durch 
hohe Zdlle ins Leben gerufen werden. Das beste Mittel, 
müßige Menschen von diejem gefährlichen Geschäft ab- 
zuhalten, ist, ihnen Gelegenheit zu geben, auf andere 
Weise sich etwas zu verdienen und sich ehrlich zu er- 
nähren, so wie es überhaupt für die Beforderung der Mo- 
ralirät kein besseres Mittel gibt, als Arbeit. Ich stimme
	        
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