Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

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hinsichtlich der Handelsbilanz ganz dem Herrn Abgeord- 
neten Rudhart in der Beziehung bey, daß es nicht 
darauf ankommt, welche Summen im baaren Gelde 
ein = oder ausgehen, sondern welche Werthe. Allein 
gerade hierin steht Bayern im größten Nachtheile. Der 
Bauer veräußert seine beste Zuchtstute und entbloßt seinen 
Stall von dem nöthigen Hornvieh, dafür erhält das 
Land einige Seidenwaaren, die bald gar keinen Werth 
mehr haben. Ich wünsche, daß der Bauer seine schönen 
Pferde selbst behalten könne, ich gönne anbey seiner Toch- 
ter ein seidenes Kleid, allein, im Inland gefärbt und 
gewoben, und erst dann, wenn das Vermdgen des Bauers 
so beschaffen, daß er seinen Viehstand und seinen Acker 
auf das Beste bestellen kann. 
So viel im Allgemeinen und üuber das System selbst. 
Was die Rechtfertigung des zweyten Herrn Prasidenten 
Häcker in Beziehung auf den Vorschlag, den er bey 
der Commission im Jahre 1820 überreichte, betrifft, so 
kann mir diese Rechtfertigung nicht genügen. 
Einen Zweck muß er doch dabey gehabt haben. Das 
Wesentlichste, welche Verbesserung am Vorschlag auch 
eintreten moge, geht immer dahin, alle indirecten Abga- 
ben aus den Zöllen abzuschaffen und dafür eine directe 
Auflage auf den Kaufmannsstand zu schaffen. Nie ist 
aber ein Vorschlag gemacht worden, der so zerstdrend 
auf die inländische Industrie einwirken müßte, wie die- 
ser, dann denn wäre es im Interesse der Kaufleute, 
moglichst viele ausländische Waaren einzuführen, und so 
konnten sie um die wohlfeilsten Preise liefern, nachdem 
sie die Auflage hiefür pr. Aversum bezahlt haben, sonach 
für jede Mehreinfuhr über den ursprünglichen Anschlag 
nichts mehr zu bezahlen hätten. Es würde also das Land 
noch weit mehr mit ausländischen Waaren überschwemmt 
werden, als bey den niedrigsten Preisen. 
Verhandl. XIII. Band. 50
	        
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