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sehen, und wir wollen die Sache so leicht nehmen? Wir
müssen wohl bedenken, ob nicht Nachtheile daraus hervor-
gehen, welche die Vortheile weit überwiegen.
Die vorgeschlagene Bestimmung würde hauptsächlich
gegen Oesterreich Anwendung fünden; dahin geht Getraide
aus dem Isar-, dem Regen= und dem Unterdonaukreise.—
Der Vorschlag mochte wohl seine Folge haben, daß im
Obermainkreise und dem bayerischen Walde weniger Ge-
traide aus Böhmen eingeführt würde; dagegen würde beny
Retorsionsmaßregeln dsierreichischer Seits die Exportation
auf der Donau und dem Inn noch weit mehr vermindert
werden, was vom großem Nachtheile für obige drey Kreise
wäre.
Oesterreich könnte sich durch unsere Verfügung bewo-
gen finden, unsern Getraidhandel die Donau abwärts,
dann nach Salzburg und Tyrol abzuschneiden, und diese
Gegenden durch ungarisches Getraide versehen zu lassen.
Ich nehme daher Anstand bey Herrn v. Utzschnei-
ders Vorschlag, und glaube, daß die Regierung densel-
ben vorerst in reife Ueberlegung ziehen dürfte; wohl aber
n ) sie sogleich in Ansehung aller Nachbarstaaten den
Grundsatz der vollständigsten Retorsion in Anwendung zu
bringen wissen; wenn z. B. unser Getraide, das nach Ty-
rol geht, zu 1 fl. per Schäffel belegt wird, soll in dem-
selben Betrage das Getraide belegt werden, das von Böh-
men in den Obermainkreis kommt.
Aber bey einem Lande, das im Ganzen doch mehr
Getraide exportirt als importirt, sind Beschränkungen des
Getraidhandels auf diese oder jene Weise immer bedenk-
lich, und können gefährlich werden.
Der Abgeordnete Pollmann: Wollte ich die vielen
irrigen Angaben und Gründe von verehrten Rednern vor
mir nach meiner Ueberzeugung und Erfahrung gehdrig