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sehen, und in jedem Angenblicke nachdrücklich dahin zu
wirken, daß jene Selbstständigkeit, die großen Nationen
gebührt, durch unsern Nationalverband auch für uns in
Wirklichkeit und Reife übertrete.
Wenn Sie sich das große Frankreich denken mit
50 Millionen Einwohnern, auf zwey Seiten vom Meere
umgürtet, der dritten von den Pyrenäen geschlossen, und
auf der vierten wenigstens halb noch vom Rheine be-
gränzt; wenn Sie dieses Reich nach seinem natürlichen
Reichthum, mit seinen Producten= und Industriefülle,
mit seiner lebendigen Thätigkeit, mit seinen Flüssen und
Küsten, mit seinem Ackerbau, seiner Schifffahrt denken;
wenn Sie die Unterstützungen in Erwägung ziehen, die
ein: Regierung gewähren kann, welche über eine Mil-
liarde zu verfügen hat, und welche Resultate diese Un-
terstützungen nach einer Reihe von Jahren gewähren
mussen: damn haben Sie Frankreich, wie es ist.
Denken Sie sich aber dasselbe Land, wie es war, ehe
Ludwigs XI. eisener Arm und die schlaue Staatskunst
des Cardinals Richelien ein Ganzes daraus gebildet hat-
ten; denken Sie sich solches in seine alte Provinzen ale
#p viel selbstständige Staaten getheilt, wie es einst getheilt
war: Normandie, Bretagne, Picardie, Anjon, Poiton,
Maine, Longuedok, Guienne, Provence unter eigenen
Fürsten, wie sie sonst hatten, und alle diese auseinander-
strebenden Theile als abgeschlossene Staaten von einem
nur losen Gemeinverband umschwebt, aber von einem nie
ruhenden Isolirungssystem angegriffen; jeden dieser Staa-
ten mit einem eigenen Zollspsteme ausgerüstet, und je-
den nach seinem eigenen Plane verfahrend; hohe Zölle
festsetzend, um nachgeben zu kdnnen, wenn ein gegensei-
tiger Kampf entsteht; keiner von dem Berufe erfüllt, für
das Ganze thätig zu sepn; dann haben Sie das Bild,
das Deutschland jetzt noch gibt. Halten Sie nun das