Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

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sehen, und in jedem Angenblicke nachdrücklich dahin zu 
wirken, daß jene Selbstständigkeit, die großen Nationen 
gebührt, durch unsern Nationalverband auch für uns in 
Wirklichkeit und Reife übertrete. 
Wenn Sie sich das große Frankreich denken mit 
50 Millionen Einwohnern, auf zwey Seiten vom Meere 
umgürtet, der dritten von den Pyrenäen geschlossen, und 
auf der vierten wenigstens halb noch vom Rheine be- 
gränzt; wenn Sie dieses Reich nach seinem natürlichen 
Reichthum, mit seinen Producten= und Industriefülle, 
mit seiner lebendigen Thätigkeit, mit seinen Flüssen und 
Küsten, mit seinem Ackerbau, seiner Schifffahrt denken; 
wenn Sie die Unterstützungen in Erwägung ziehen, die 
ein: Regierung gewähren kann, welche über eine Mil- 
liarde zu verfügen hat, und welche Resultate diese Un- 
terstützungen nach einer Reihe von Jahren gewähren 
mussen: damn haben Sie Frankreich, wie es ist. 
Denken Sie sich aber dasselbe Land, wie es war, ehe 
Ludwigs XI. eisener Arm und die schlaue Staatskunst 
des Cardinals Richelien ein Ganzes daraus gebildet hat- 
ten; denken Sie sich solches in seine alte Provinzen ale 
#p viel selbstständige Staaten getheilt, wie es einst getheilt 
war: Normandie, Bretagne, Picardie, Anjon, Poiton, 
Maine, Longuedok, Guienne, Provence unter eigenen 
Fürsten, wie sie sonst hatten, und alle diese auseinander- 
strebenden Theile als abgeschlossene Staaten von einem 
nur losen Gemeinverband umschwebt, aber von einem nie 
ruhenden Isolirungssystem angegriffen; jeden dieser Staa- 
ten mit einem eigenen Zollspsteme ausgerüstet, und je- 
den nach seinem eigenen Plane verfahrend; hohe Zölle 
festsetzend, um nachgeben zu kdnnen, wenn ein gegensei- 
tiger Kampf entsteht; keiner von dem Berufe erfüllt, für 
das Ganze thätig zu sepn; dann haben Sie das Bild, 
das Deutschland jetzt noch gibt. Halten Sie nun das 
 
	        
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