— 577 —
bald, angeblich staatswirthschaftlich verfahrend, jeder ein-
zelne Staat sich, wie bisher geschah, für ein unabhängiges
Ganzes und die einseitige Erreichung seiner Wohlfahrt
mit dem Schaden aller übrigen für mdglich hält.
Wir lernten endlich durch Leiden und Verarmung die
Augen bffnen, um dem unseligen Isolirungssystem die
Verbannung zuzuerkennen, statt der hohen Stellung, die
ihm bisher Täuschung, Beschränktheit und kleinliche Be-
handlung des Großen angewiesen hatten. Lassen Sie uns
wohl auf unserer Hut bleiben, meine Herren, daß wir
nicht durch neue Mißgriffe zu diesem Verderben zurück-
kommen.
Ein zweyter Nachtheil ist die verkehrte Ansicht der
Handelsbilanz, ein wahrer Traum, der aber mit Kleino-
dien spielt. Die Irrlehre vom baaren Saldo und von
dem hohen Werth des Geldes sollte doch endlich der rei-
nen Ueberzeugung weichen, daß, wie ich wiederholt zu sa-
gen die Ehre hatte, der Werth, welchen Arbeit erzeugt
und Handel austauscht und der hier erscheinende materielle
Ueberschuß die Prämie bestimmt.
Ein verehrter Redner hat es wiederholt, daß nur
diese Hervorbringung des Werthes und nicht das Geld
den Reichthum der Nationen ausmache, sie sepen groß oder
klein. Lassen Sie uns diese wichtige Wahrheit sehr festhalten!
Wir haben bisher dem gegentheiligen Irrwahn in
Deutschland blutige Opfer gebracht. Die Ambition, alles
zu haben, alles zu machen, allein zu verkaufen, nichts
hereinzubeziehen, hat uns über unsere Gränzen und Kräfte
gespannt. Der wahre Wohlstand des Landes besteht in dem
Streben nach Arbeitsvermehrung, in dem täglichen Fort-
wirken; Jeder soll arbeiten und sich ordentlich und redlich
nähren. Viele hunderttausend Familien werden wohl be-
42