— 3884 —
Der dritte, der Antrag unsers Ausschusses, ist
eigenrlich sein jungerer, milderer Bruder. Er scheint
cé sich zur Angelegenheit gemacht zu haben, die bisherige
Strenge herabzustimmen, und das Verhältniß der Wirk-
lichkeit mit dem der Erfahrung auszusöhnen, ohne seine
Grandsätze ganz aufzugeben. Denn auch er will die sit-
tige und fleißige Industrie noch als Amazone gerüster
wissen; sie soll Schutz gewähren und nehmen. Er ver-
langt Schutz inländischer Gewerbe gegen auswärtige, so
oft diese letzteren sichtbar vor ersiern voraus seyen; die-
sen Schutz fordert und erwartet er von Zhllen! Frühere
Versuche sepen mißglückt durch Ungunst der Territorial=
verhältnisse, doch diese jetzt gehoben. Ein Drittheil
unserer Bevölkerung sey dabey unmittelbar interessirt;
Handelöfreyheit sey nur ein gleißendes Princip, so-lange
sie nicht allgemein gegenseitig. Leichte JZhlle hält er für
die Quelle des allgemeinen Verfalls der Gewerbe; ohne
Strenge der ZJölle, sagt er, würden wir dem Auslande
zinsbar werden, und unsere Handelsbilanze unrettbar ver-
lieren.
Dennoch muß unser 1828er Cadet des 1326ers zugeben,
daß durch hohe Zollsätze allein nicht geholfen wäre; er
muß zugestehen, daß sie kein Mittel der Industriebegrün=
dung, sondern nur Beschützung des Keims seyen. Zoll-
strenge soll nur die Muttermilch für den Industriesäng-
ling gewähren. Schade, daß in der ehernen Brust dies
nährende Element so leicht und so verderblich versauert.
Wir haben nun noch einen vierten Tarif vor uns,
der wie eine Rakete am Feyerabend dem Ausschußtarif
als Zwillingsbeyschuß mit dem Zündhütchen vielseitiger
Interessensympathie gefolgt zu seyn scheint.
Ein altes Sprichwort sagt indessen: Omnis Dinguis
bonus (Wo Fett, da keine Galle). Dick und fett ist un-