Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

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Der dritte, der Antrag unsers Ausschusses, ist 
eigenrlich sein jungerer, milderer Bruder. Er scheint 
cé sich zur Angelegenheit gemacht zu haben, die bisherige 
Strenge herabzustimmen, und das Verhältniß der Wirk- 
lichkeit mit dem der Erfahrung auszusöhnen, ohne seine 
Grandsätze ganz aufzugeben. Denn auch er will die sit- 
tige und fleißige Industrie noch als Amazone gerüster 
wissen; sie soll Schutz gewähren und nehmen. Er ver- 
langt Schutz inländischer Gewerbe gegen auswärtige, so 
oft diese letzteren sichtbar vor ersiern voraus seyen; die- 
sen Schutz fordert und erwartet er von Zhllen! Frühere 
Versuche sepen mißglückt durch Ungunst der Territorial= 
verhältnisse, doch diese jetzt gehoben. Ein Drittheil 
unserer Bevölkerung sey dabey unmittelbar interessirt; 
Handelöfreyheit sey nur ein gleißendes Princip, so-lange 
sie nicht allgemein gegenseitig. Leichte JZhlle hält er für 
die Quelle des allgemeinen Verfalls der Gewerbe; ohne 
Strenge der ZJölle, sagt er, würden wir dem Auslande 
zinsbar werden, und unsere Handelsbilanze unrettbar ver- 
lieren. 
Dennoch muß unser 1828er Cadet des 1326ers zugeben, 
daß durch hohe Zollsätze allein nicht geholfen wäre; er 
muß zugestehen, daß sie kein Mittel der Industriebegrün= 
dung, sondern nur Beschützung des Keims seyen. Zoll- 
strenge soll nur die Muttermilch für den Industriesäng- 
ling gewähren. Schade, daß in der ehernen Brust dies 
nährende Element so leicht und so verderblich versauert. 
Wir haben nun noch einen vierten Tarif vor uns, 
der wie eine Rakete am Feyerabend dem Ausschußtarif 
als Zwillingsbeyschuß mit dem Zündhütchen vielseitiger 
Interessensympathie gefolgt zu seyn scheint. 
Ein altes Sprichwort sagt indessen: Omnis Dinguis 
bonus (Wo Fett, da keine Galle). Dick und fett ist un-
	        
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