Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

— 580 — 
Uebrigens ist es Pflicht, volle Gerechtigkeit zu üben, 
selbst für einen Redner, der sein System vertheidiget. 
Ich bemerke daher mit Vergnügen, daß unser Ben- 
jaminstarif 157 Eingangsrubriken und 281 Ausgangs- 
rubriken ganz gollfrey läßt, während der 1810er nur 70 
Eingangs= und 24 Ausgangsartikel, der 1820er nur 
36 von jenen und 41 von diesen, der 1382ger endlich 
nur 80 Nummern für den Eingang und 78 für den Aus- 
gang befreyte. 
Namentlich hat die Urproduction des Feldbaues und 
der Landwirthschaft bey dem letzten Tarif eine große Er- 
leichterung erhalten. Um so unbegreiflicher bleibt es 
daher, daß man auf Getreide, Vieh und Holz dennoch 
Zoll legen will. Ich kann mich damit durchaus nicht 
befreunden. Bey unserer langen Gränze, der Verschie- 
denheit der Oertlichkeit, und der Bedürfnisse, und der 
Nützlichkeit eines regsamen Zwischenhandels ist die Ein- 
führung dieser Artikel wohl sehr denkbar unter ihrer über- 
wiegenden Ausführung. Die Jolllisten weisen diese nach. 
Selbst der vorliegende Tarif thut es über die Getreide dar. 
In England hielt man die Zollzügelung des Getreide- 
handels für nöthig, weil man bey dem bestehenden Mangel 
kleiner Güter, der Concentration des Grundeigenthums 
in verhältnißmäßig wenigen Händen, und der Stellung 
des eigentlichen Bauern nur als Pacht= oder Erbrechts- 
nutznießer, der Getreideproduction Schutz verschaffen zu 
mussen glaubte, damit die Landwirthe und die Gewerbs- 
und Handelsgenossen ihres Brodes gleich sicher seyen, 
und Letztere sich ganz der andern Industriegattung widmen 
konnten. 
Die neueste Zeit weisst die Gebrechen dieses Systems 
nach. Wie aber können wir daran denken, es einführen 
und so die ersten Quellen unseres Wohlstandes selbst ver- 
trocknen zu wollen 2
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.