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rathung unterworfen. Schon find im kaufe dieser De-
batte sehr verschiedene Ansichten zu Tage gefördert worden.
Viele verehrte Redner vor mir wollen hohe, andere
noch höhere und nur wenige, bis heute nämlich nur vier
Stimmen, wollen mäßige niedere Zollsätze. Wenn gleich
Hr. v. Closen gestern sagte, von 8 Rednern auf der
Bühne habe sich nur Einer für niedere Jollsätze ausge-
sprochen; so gestehe ich Ihnen unumwunden „, daß auch
ich mich zu dieser Minderzahl bekenne, und unterstütze
hiemit recht gern und aus allen Kräften die Ansichten
dieses letzten Redners von der Büähne, Hr. Dr. Rud-
bart, weil er mir in dieser Beziehung ganz aus der
Seele gesprochen hat. Ja, meine Herren, unter allen
indirecten Steuern greift das Mauth= oder Zollwesen in alle
Verhältnisse des Staatsbürgers am tiefsten ein, und dasselbe
erscheint mir als das gehässigste und mit dem constitutio-
nellen Systeme am unverträglichsten, insbesondere aus
dem Grunde, weil hier der Willkühr, den heillosen Vera-
tionen und Plackereyen voller Spielraum gegeben ist und
dadurch der Handel nicht nur gelähmt, sondern getödtet
wird; denn der Handel gedeiht nur in freper Bewegung
und ohne Handel blähet keine Agricultur,, keine Industrie.
Der Handel ist es, welchem wir die Civilisation der Voͤl—
ker verdanken; der Handel ist es, welcher die Producte
unseres Landes und Gewerbfleißes in ferne Länder bringt,
und uns dafür andere Erzeugnisse zur Förderung unserer
Nothdurft und Bequemlichkeit zurück führt. Der Handel
aber ist es, welcher Nationen mit Nationen befreundek,
und so durch diese heilsamsten Wechselwirkungen allent-
halben Segen und Wohlstand verbreitet. Non omnis
fert omnia tellus! Die Natur hat es sehr weise ein-
gerichtet, daß kein Land das andere gänzlich entbehren
kann; aller Orten hat sie ihre Schätze gespendet, ein
jedes Land hat seine Eigenthümlichkeiten, seine Vorzüge,