Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

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rathung unterworfen. Schon find im kaufe dieser De- 
batte sehr verschiedene Ansichten zu Tage gefördert worden. 
Viele verehrte Redner vor mir wollen hohe, andere 
noch höhere und nur wenige, bis heute nämlich nur vier 
Stimmen, wollen mäßige niedere Zollsätze. Wenn gleich 
Hr. v. Closen gestern sagte, von 8 Rednern auf der 
Bühne habe sich nur Einer für niedere Jollsätze ausge- 
sprochen; so gestehe ich Ihnen unumwunden „, daß auch 
ich mich zu dieser Minderzahl bekenne, und unterstütze 
hiemit recht gern und aus allen Kräften die Ansichten 
dieses letzten Redners von der Büähne, Hr. Dr. Rud- 
bart, weil er mir in dieser Beziehung ganz aus der 
Seele gesprochen hat. Ja, meine Herren, unter allen 
indirecten Steuern greift das Mauth= oder Zollwesen in alle 
Verhältnisse des Staatsbürgers am tiefsten ein, und dasselbe 
erscheint mir als das gehässigste und mit dem constitutio- 
nellen Systeme am unverträglichsten, insbesondere aus 
dem Grunde, weil hier der Willkühr, den heillosen Vera- 
tionen und Plackereyen voller Spielraum gegeben ist und 
dadurch der Handel nicht nur gelähmt, sondern getödtet 
wird; denn der Handel gedeiht nur in freper Bewegung 
und ohne Handel blähet keine Agricultur,, keine Industrie. 
Der Handel ist es, welchem wir die Civilisation der Voͤl— 
ker verdanken; der Handel ist es, welcher die Producte 
unseres Landes und Gewerbfleißes in ferne Länder bringt, 
und uns dafür andere Erzeugnisse zur Förderung unserer 
Nothdurft und Bequemlichkeit zurück führt. Der Handel 
aber ist es, welcher Nationen mit Nationen befreundek, 
und so durch diese heilsamsten Wechselwirkungen allent- 
halben Segen und Wohlstand verbreitet. Non omnis 
fert omnia tellus! Die Natur hat es sehr weise ein- 
gerichtet, daß kein Land das andere gänzlich entbehren 
kann; aller Orten hat sie ihre Schätze gespendet, ein 
jedes Land hat seine Eigenthümlichkeiten, seine Vorzüge,
	        
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