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De Pradt sagt, die Civilisation ist Ursache, daß es mehr
Handelnde als Handel gibt. Und in der That, meine
Herrn! will denn nicht jetzt alles auf dem Glücksschiff
des Handels ein großes Vermögen erjagen; zersplittert
sich nicht der Handel, der sonst Wenigen angehdrte, in
tausend kleine Theile, mit denen keiner zufrieden ist?
Die Fabrikanten finden den Druck in ihrem Geschäfte
und dem langsamern Aufschwung in zu niedern JZöllen.
Mit nichten! In allen Ländern, wo sich Gewr#be
und Fabriken emporgehoben haben, bestätigt die Erfah-
rung, daß dieses nicht durch hohe Zolle bewirkt worden
sev, sondern durch Fleiß und durch einen glücklich specu-
lirenden und vernünftig combinirenden Sinn.
Das Stocken hingegen finde ich ebenfalls in der Be-
dürfnißlosigkeit unsers verarmten Volkes, das nicht mehr
so viel braucht und seine meisten Bedürfnisse sich mit
eignen Händen schafft; in den wirklich oft schlechten Fa-
brikaten; in dem starren Eigensinn, bey dem Alten zu be-
harren und sich nicht nach dem Zeitgeist und nach den
Bedürfnissen zu richten; in der Ungeschicklichkeit und in
dem Mangel an allem commerciellen Takt, wobey Manche
auf Zweige der Industrie verfallen und cultiviren wollen,
welche schon längst ihre Bedeutung verloren haben und
Sandsteppen geworden sind.
Bey diesen getheilten und falsch verstandenen In-
teressen werden wir am besten fahren, wenn wir mitten
durchgehen, dann werden wir wenigstens nicht ungerecht
seyn. Was wir auf dem Standpuncte, auf welchem
wir stehen, im Auge haben müssen, ist die verfassungs-
maßige Gleichheit Aller in Schutz und Belastung, dieß
ist unsere Pflicht; die finanzielle Einnahme unfrer Staats-
casse ist unser Interesse, Belebung des Handels und Em-
porbringung der Industrie unsre Klugheit; ; diese alle muͤs-
sen beruͤcksichtiget werden.