Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

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De Pradt sagt, die Civilisation ist Ursache, daß es mehr 
Handelnde als Handel gibt. Und in der That, meine 
Herrn! will denn nicht jetzt alles auf dem Glücksschiff 
des Handels ein großes Vermögen erjagen; zersplittert 
sich nicht der Handel, der sonst Wenigen angehdrte, in 
tausend kleine Theile, mit denen keiner zufrieden ist? 
Die Fabrikanten finden den Druck in ihrem Geschäfte 
und dem langsamern Aufschwung in zu niedern JZöllen. 
Mit nichten! In allen Ländern, wo sich Gewr#be 
und Fabriken emporgehoben haben, bestätigt die Erfah- 
rung, daß dieses nicht durch hohe Zolle bewirkt worden 
sev, sondern durch Fleiß und durch einen glücklich specu- 
lirenden und vernünftig combinirenden Sinn. 
Das Stocken hingegen finde ich ebenfalls in der Be- 
dürfnißlosigkeit unsers verarmten Volkes, das nicht mehr 
so viel braucht und seine meisten Bedürfnisse sich mit 
eignen Händen schafft; in den wirklich oft schlechten Fa- 
brikaten; in dem starren Eigensinn, bey dem Alten zu be- 
harren und sich nicht nach dem Zeitgeist und nach den 
Bedürfnissen zu richten; in der Ungeschicklichkeit und in 
dem Mangel an allem commerciellen Takt, wobey Manche 
auf Zweige der Industrie verfallen und cultiviren wollen, 
welche schon längst ihre Bedeutung verloren haben und 
Sandsteppen geworden sind. 
Bey diesen getheilten und falsch verstandenen In- 
teressen werden wir am besten fahren, wenn wir mitten 
durchgehen, dann werden wir wenigstens nicht ungerecht 
seyn. Was wir auf dem Standpuncte, auf welchem 
wir stehen, im Auge haben müssen, ist die verfassungs- 
maßige Gleichheit Aller in Schutz und Belastung, dieß 
ist unsere Pflicht; die finanzielle Einnahme unfrer Staats- 
casse ist unser Interesse, Belebung des Handels und Em- 
porbringung der Industrie unsre Klugheit; ; diese alle muͤs- 
sen beruͤcksichtiget werden.
	        
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