Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

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Ich bitte Sie, meine Herren, unsere Lederfabriken 
nicht aus den Augen zu verlieren. 
Schlüßlich anterstütze ich noch den Antrag des Abge- 
ordneten Hrhammer hinsichtlich der gepreßten Horn- 
waaren. 
Der Abgeordnete v. Oerthel: Seit 907 Jahren, während 
welcher ich die Ehre habe, Mitglied dieser Versammlung zu 
sepn, wurden Sie von mir, meine Herren, nicht oft mit 
langen Reden vom Platze aus behelligt; allein heute-muß 
ich mir denn doch einige Bemerkungen über Mauth= und 
Zollwesen im Allgemeinen, dann wenige über den Bera- 
thungsgegenstand, den Zolltarif selbst, erlauben. Von mel- 
ner frühesten Jugend, von meinen Schuljahren an war 
es stets meine Lieblingsidee, meine schwache Seite möchte 
ich sie nennen, — volle Freyheit aller Gewerbe, Trei- 
benlassen — jeden, was er kann, was er will, was er 
gelernt hat, freye Ausfuhr aller Naturproducte und aller 
Erzeugnisse des Ackerbaues, freye Ausfuhr aller Werke 
der Industrie und eben so frepe unbeschränkte Ein- 
und Durchfuhr aller Handelsartikel und aller Fabrikate 
des Auslandes, keine Zölle, keine Mauthen, keine Accisen! 
Dies alles war denn auch nicht eine bloße theoreti- 
sche Ansicht ercentrischer Schriftsteller und stubengelehrter 
Journalschreiber, nein, den eingewurzelten alten Zunft- 
und Kastengeist mit seinen Trabanten, Brodneid und Ge- 
werbszwang, abgerechnet, eristirte dieser Zustand in un- 
sern fränkischen Fürstenthümern vom Jahre 1770 bis 1702 
in der That, denn eine Abgabe für jeden Centner Waare 
von 7x kr. erhoben durch Ein Indioiduum, wie sie da- 
mals bestand, ist kein Zoll zu nennen! Bey diesen Ver- 
hältnissen befanden sich alle Staatsangehdrigen auch ge- 
wiß nicht am schlechtesten. Doch die Zeiten sind leider 
gewesen! Bey dem gegenwärtigen Zustand von Deutsch- 
land, bey der dermaligen Stellung der andern angränzen-
	        
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