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Dieses Continentalsperrungssystem umfaßte damals drey
Fuͤnftheile von Europa; außer einer dreyfachen Douanenlinie
und der regsamen Thaͤtigkeit von 300,000 Douaniers wurde
oder sollte es durch eine wohlexercirte Armee von mehr
als 800,000 Mann aufrecht erhalten werden. Was aber
war die Folge? Schon im zweyten Jahr seines Daseyns
kaufte man ein amtliches, mit Siegel und Unterschreft
versehenes Attest, worin klar und in bester Form Recl#=
tens bescheinigt war, daß der Colonialimpost fuͤr den
Centner einer Waare mit ungefähr resp. 200 bis 400
Francs r2c. baar entrichtet worden sey, in Paris, Frank-
furt a. M., Straßburg, Mainz, Leipzig, Hamburg, ja so-
gar in Wien und Prag für 383 kr. pr. Centner, 6 Mo-
nate später für J# kr. oder für 1 sächs. Groschen. Zufällig
liegen in meinem Bureau zu Hause noch Certificate
für 2000 Centner Colonialwaare, in welchen der wirkliche
Erlag von baaren 048,000 Francs bescheinigt ist, welche
Certisicate im Ankauf zu Paris 2c. circa 350 Francs,
incl. aller Spesen, kosteten.
Man rühmte uns ferner den Tarif als sehr heil-
bringend an, welchen das im Nov. und Dec. 1320
in München zusammengesetzte Comité festgestellt hatte.
Dieses Comité bestand allerdings aus einsichtsvollen, ge-
schäftskundigen, rechtlichen, braven und erfahrnen Män-
nern, die ich sämmtlich sehr hochschätze; nur sagt jener
Tarif meinen individuellen Hoffnungen und Erwartungen
nicht zu. Allgemein wurde damals bedauert, daß
aus dem ganzen Obermainkreise, der doch keinem der übri-
gen hinsichtlich des Handels und der Induftrie nachsteht,
auch nicht Ein Districtspolizeybeamter, nicht Ein städti-
scher Beamter, kein Großhändler, kein Fabrikant, kein Ge-
werbsmann beygezogen wurde. Ich bin zwar fest überzeugt,
daß das Resultat jener Berathung nicht anders, als ge-
schehen, ausgefallen wäre (denn die Obermainkreiser wür-
den gleich den andern Mitgliedern aus dem Nezatkreis