Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

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Stoffe und Halbfabrikate noch an das Ausland gebunden 
sind, so beschaͤftigen deren Verarbeitung und Veredlung 
doch allein in dem Obermainkreise über 9000 Individuen. 
Will man aber, was man nicht mit Unrecht kann, auch 
die Baumwoll= und Garnhändler, die Spuler, Färber, 
Packer, Kistenmacher, Spinner, Weißsieder und Wäscher 2c. 
dazu zählen, so erreicht die Zahl der mit diesem Indu- 
striezweig beschäftigten bep Ooo0 Familien. Die 
Baumwollenweber, ihre Gesellen, Weiber und Kinder, Ver- 
wandte rc. sind dabey die Hauptpersonen. Ich habe der 
Kammer in meinem Antrag vom 20 März 1810 de- 
ren traurige und bedauernswürdige Lage geschildet, und 
wie man damals glaubte, in zu grellen Farben. Wenn 
ich nun nicht in Abrede stelle, daß sie jetzt nicht so 
schlimm daran sind, als unmittelbar nach den beyden un- 
glücklichen Theurungsjahren, wenigstens immer noch 
besser, als ähnliche Fabrikarbeiter in England und Schott- 
land: so ist bey deren unermüdetem Fleiß ihr 
Lohn doch sehr kärglich, — der Kindersegen gewöhnlich 
groß, die Wohnung schlecht und eng, die Kleidung ärm- 
lich, die Lagerstätte hart und schmal, das Holz rar, und 
die Nahrung Brod und Erdäpfel — selten Fleisch, das 
Getränk Wasser! — Kurz, wäre es mir vergdaunt, Sie, 
meine Herren, in die Hütten dieser Hülfsbedürftigen 
führen zu kodnnen, Sie würden ihnen Mitleid und Theil- 
nahme gewiß nicht versagen. Doch dieses ist es niche al- 
lein, was ich in Anspruch nehme, Hülfe ist es, was 
Noth thur! Anm schnellsten, zweckmäßigsten und 
sichersten kann sie für die so zahlreiche und nüzliche Classe 
von Staatsbürgern herbeygeführt werden durch Herab- 
setzung der so hohen Consumo-Zollsätze auf diese unent- 
behrlichen Halbfabrikate. Ich beantrage unmaßgeblich für 
rohweiße flache Baumwollgarne 25 kr., für türkisch 
rothgefärbte 1 fl. 40 kr. vom Brurto-Centner. Woll- 
te man es bey den vom Ausschusse vorgeschlagenen
	        
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