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Stoffe und Halbfabrikate noch an das Ausland gebunden
sind, so beschaͤftigen deren Verarbeitung und Veredlung
doch allein in dem Obermainkreise über 9000 Individuen.
Will man aber, was man nicht mit Unrecht kann, auch
die Baumwoll= und Garnhändler, die Spuler, Färber,
Packer, Kistenmacher, Spinner, Weißsieder und Wäscher 2c.
dazu zählen, so erreicht die Zahl der mit diesem Indu-
striezweig beschäftigten bep Ooo0 Familien. Die
Baumwollenweber, ihre Gesellen, Weiber und Kinder, Ver-
wandte rc. sind dabey die Hauptpersonen. Ich habe der
Kammer in meinem Antrag vom 20 März 1810 de-
ren traurige und bedauernswürdige Lage geschildet, und
wie man damals glaubte, in zu grellen Farben. Wenn
ich nun nicht in Abrede stelle, daß sie jetzt nicht so
schlimm daran sind, als unmittelbar nach den beyden un-
glücklichen Theurungsjahren, wenigstens immer noch
besser, als ähnliche Fabrikarbeiter in England und Schott-
land: so ist bey deren unermüdetem Fleiß ihr
Lohn doch sehr kärglich, — der Kindersegen gewöhnlich
groß, die Wohnung schlecht und eng, die Kleidung ärm-
lich, die Lagerstätte hart und schmal, das Holz rar, und
die Nahrung Brod und Erdäpfel — selten Fleisch, das
Getränk Wasser! — Kurz, wäre es mir vergdaunt, Sie,
meine Herren, in die Hütten dieser Hülfsbedürftigen
führen zu kodnnen, Sie würden ihnen Mitleid und Theil-
nahme gewiß nicht versagen. Doch dieses ist es niche al-
lein, was ich in Anspruch nehme, Hülfe ist es, was
Noth thur! Anm schnellsten, zweckmäßigsten und
sichersten kann sie für die so zahlreiche und nüzliche Classe
von Staatsbürgern herbeygeführt werden durch Herab-
setzung der so hohen Consumo-Zollsätze auf diese unent-
behrlichen Halbfabrikate. Ich beantrage unmaßgeblich für
rohweiße flache Baumwollgarne 25 kr., für türkisch
rothgefärbte 1 fl. 40 kr. vom Brurto-Centner. Woll-
te man es bey den vom Ausschusse vorgeschlagenen