— 732 —
Hierauf wurde die Berathung uͤber den Zolltarif
fortgesetzt, zu welchem Zwecke sich der Abgeordnete
Kaͤser das Wort erbat und Folgendes bemerkte:
Ich habe das Referat und Coreferat der Herren
Abgeordneten Merkel und Heinzelmann, so wie das
Separatvotum des Herrn geheimen Raths v. Utz-
schneider mit Aufmerksamkeit gelesen. Ich habe
die Reden von der Bühne und vom Platze aus mit
reger Theilnahme angehört und erwogen, und am Ende
gefunden, daß der uns vorgelegte Tarif vom 38. Decem-
ber 1826 mit den vom Herrn v. Utzschneider
vorgelegten Abänderungen das Beste ist, was sich in
dieser Sache einführen ließe; denn in diesem so modi-
ficirten Tarif finde ich das staatswirthschaftliche Princip
mit dem sinanziellen im schönsten Einklange.
Sollen nach dem staatswirthschaftlichen Princip
Ackerbaun, Handel und Gewerbe aufblühen, so müssen
a) der Ausfuhrzoll von den inländischen Producten und
Fabrikaten, b) der Transitozoll, c) der Einfuhrzoll
von solchen Gegenständen, die wir zum Ackerbau, zum
Betrieb der Fabriken und Gewerbe nothwendig brauchen,
theils ganz aufhdren, theils sehr gering angesetzt wer-
den. d) Es soll das Weggeld, wo nicht gangz nach-
gelassen, doch bedeutend vermindert werden. e) Es
sollen die Pflaster= und Brückenzdlle aufgehoben und
die Gemeinden dafür vom Staate entschäbiget werden.
Dadurch wird der Ertrag der Zdlle um 5 bis 600, ooo fl.
herabgesetzt.
Nach dem finanziellen Princip aber sollen die Zbdlle
die budgetmäßige Summe von 2,000, ooo fl. ertragen.
Außerdem würde sich ein Ausfall ergeben, der auf eine
andere Weise, etwa durch Vermehrung der Steuer-
simplen gehoben werden müßte. Dieses kbnnen aber
die Stände durchaus nicht zugeben. Wie kann nun
dieser Mißstand gehoben werden