Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

Die Moͤglichkeit, auf aͤhnliche Weise auch bey uns 
vorwaͤrts kommen zu koͤnnen, bestaͤrkt ferner ein Beyspiel 
von Rußland. Dieses bezog, wie sicher verlautet, noch 
vor wenigen Jahren den allergroͤßten Theil seines Bedar- 
fes an Wollentuͤchern vom Auelande, jetzt aber erzeugt 
es selbst nicht nur seinen eigenen sehr großen Bedarf. son- 
dern es soll sogar im Stande seyn, eine große Quantität 
Tücher auszuführen. Und wie konnte dort dieser Indu- 
striezweig so außerordentlich emporgehoben werden 7 Nur 
durch Prohibition. 
Unverkennbar hat unser neuer, in vielen Stücken 
wesentlich erhöhter Zolltarif vom December #8 30 auf 
Belebung vieler unserer Fabriken und Gewerbe gut gewirkt. 
Hierin bestärken mich rühmliche Beyspiele aus mei- 
ner Gegend, namentlich Tuchmacherey betreffend; letztere 
gewiß ein wichtiger Gewerbsgegenstand. Keine Kosten 
wurden mehr gescheut in der Verbesserung; man ließ sich 
gute Maschinen vom Auslande bringen, und bemühte sich, 
für dleses Fach hdccst brauchbare Ausländer hereinzuzie- 
hen, namentlich solche, welche mit Spinnen und der so# 
wesentlichen Zubereitung (Appretur) der Wollentücher 
gut umzugehen wissen. 
Was würde nun geschehen, wenn der Eingangszoll 
vom Centner Tuch von bo fl. auf 20 fl. — wie im aufe 
der Discussson beantragt worden, herabgesetzt würde? 
Unsere Tuchmachereyen würden bedeutenden Schaden hie- 
durch leiden; sie würden sofort muthlos werden, und kaum 
im Fortschreiten begriffen, würden sie rückwärts gehen; 
sie würden sich nemlich wieder mit geringfügigen Geweben 
größtentheils beschäftigen. Und doch ist die Wollentuch- 
fabrikatlon, wenigstens in meinen Augen, einer der wesent- 
lichsten Gegenstände, weil der Bedarf so groß ist, weil 
für solche Fabrikate immer noch so viel Geld in das Aus- 
land gehr, weil bey diesem großen Gewerbszweige so viele
	        
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