Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

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abgeschafft wurden, sondern sie waren, wie die Acten be- 
weisen müssen, schon vor Einführung der neuen milden 
Mauthordnung vom Jahr 2700 verdorben, und eben ihr 
übler Zustand und Erfolg war eine der Ursachen, welche 
die damalige Regierung veranlaßte, das Jollsystem zu 
dndern. Es ist ja bekannt, daß, als der Churfürst Carl. 
Theodor sich persdulich von den Fortschritten der Seiden- 
zucht überzeugen wollte, man in der Eile von einem Pri- 
vatmann, welcher dieselbe aus Liebhaberey trieb, Cocons 
und Seidenwürmer herbeyholen mußte, um sich die Zu- 
friedenheit des Landesfürsten zu erwerben. So werden 
zuweilen große Herren bedient! 
In England und Frankreich ist man nun selbst Üüber- 
zeugt, daß man auf diesem Wege, und durch diesen un- 
natürlichen Zustand, welchen hohe Zdlle erzeugen, dem 
Verderben entgegen gehe. Hbren Sie, was der ausgezeich- 
nete Oekonom und Fabrikant Herr Ternaux bey Ge- 
legenbeit der Berathung über die 80 Millionen Credit in 
der franzdsischen Deputirtenkammer am 13. Mapl. J. 
außerte: 
„Mit der Industrie dieses großen Reiches,“ so 
sagt er, „steht es so, daß niemals die Anstrengungen derer, 
„die Industrie treiben, so fruchtlos gewesen sind, als 
„eben jetzt. Seit drey Jahren arbeiten die meisten un- 
„serer achtungswerthen Manufacturisten in allen Zweigen, 
„nur um sich vom Untergange zu retten, den ihnen die 
„gezwungene Stockung ihrer Gewerbe bereitet.“ 
Die jüngste Katastrophe der Fabriken in Mühlhau- 
sen und in Elsaß schreiben mit den dortigen Verhält= 
nissen wohlerfahrne Männer dem unnatürlichen Systeme 
hoher Zdlle zu, indem es durch scheinbaren Gewinn zu 
großen Unternehmungen, zur Eingreifung in die Geschäf- 
te des Kaufmanns, zu Schwindeleyen, zur Wechselrei- 
terey und zu Banquerrouten führe, wogegen die Indu-
	        
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