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strie in der Schweiz und in andern Ländern, von wel-
chen die franzdsischen Fabrikanten beneidet werden, eben
durch die Concurrenz mit andern gezwungen und in den
Stand gesetzt wird, einen behutsamen, aber sichern Gang
zu gehen, um in Wechselfälle des Verkehres zu bestehen.
Dieses, meine Herren! paßt ganz auf die Verhält-
nisse unserer Industrie. Freylich sagt man: Wenigstens
wollen wir die Luxusartikel hoch belegen; die Erhdhung
wird den durch die Grundsteuer gedrückten Landmann er-
leichtern. Glück auf, wenn dieses geschleht; aber was
verstehen Sie unter Luxus. Ein sehr verehrtes Mitglied,
der Freyherr v. Aretin, hat Ihnen bereits angeführt,
daß die Regierung einmal das Kalbfleisch zu einem Luxus-
artikel erklärt habe, und daß es in manchen Gegenden
Bauern gibt, welche es für einen Lurus halten, im Bette
ein Hemde am Leibe zu behalten. Möbchten Ste nicht mir
dem Hofnarren des Kdnigs Lear fragen, wie sich am
Ende der Mensch vom wilden Thiere unterscheide. —
Der preußische Regierungspräsident in Posen, Herr Zer-
boni, empfahl seiner Regierung Krämer mit Luxuswaa-
ren, um die faule Generation zur Genußlust und dadurch
zur Arbeit zu vermogen. Genuß, nicht Entbehrung nährt
die Gewerbe.
Statt durch Zdlle suche man die Industrie durch
posirive Mittel zu vervollkommnen. Dazu gehdren vorzüg-
lich gute polptechnische Schulen, welche tüchtig wirken
werden, wenn an den Kehrstellen kenntnipßreiche, aber nicht
blos theoretische, sondern in den Gewerben selbst erfahrne
Männer stehen. Sorge man für die Verbreitung guter
Maschinen; lasse man der Gesetzgebung, welche die Ver-
mehrung legitimer Bevdlkerung bezielt, ihre Folgen ent-
wickeln, und hindere man nicht die Wirksamkeit des siar=
ken Hebels — freyer Concurrenz! Dazu wird unser Ge-
werbsgesetz beptragen, das so oft und se hart angegriffen