Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

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wird. Besonders fühlt sich ein geehrtes Mitglled gegen- 
über, Herr Carl Graf von Seinsheim, berufen, sich 
gegen dieses Gesetz wiederholt und lebhaft auszusprechen. 
Er versichert, seine Meynung offen auszusprechen, auch 
wenn der Scheiterhaufen neben ihm lodern würde. Nicht 
der Feind des Gewerbsgesetzes ist es, welcher hier die 
Auto-da-se's zu erwarten hätte. Ueberhaupt ist hier jede 
Meynung frey und mir insbesondere ist der Mann achtbar, 
welcher ohne Schlangenwendungen und umsichtsvolle Rück- 
sichten seine Mepnung so gerade heraussagt, wie sie in 
ihm liegt. Gern reiche ich daher dem Mitgliede gegen- 
über meine Hand, aber in der Sache selbst bin ich der 
entgegengesetzten Meynung. Ich kann mich über diesen 
Gegenstand heute, da er nicht auf der Tagsordnung steht, 
nicht ausführlich verbreiten, aber selbst der Herr Bürger- 
meister der Hauptstadt hat zugestanden, daß die Gewerbe 
seit 3 Jahren, also seit der Einführung des Gewerbsge- 
setzes, sich äußerst vervollkommnet haben. Ich muß bestä- 
tigen, daß sich nicht blos die Zahl der Gewerbtreibenden, 
sondern die Zahl der Gewerbsgattungen seitdem vermehrt 
haben, und wenn dem Herrn Reglierungsdirector, Grafen 
von Seinsheim, Fälle bekannt sind, in welchen Leute 
zu ihm gekommen sind und der Regierung Vorwürfe dar- 
über gemacht haben, daß sie ihnen eine begehrte Concession 
zu einem Gewerbe ertheilt, so muß ich dagegen anfüh- 
ren, daß mir hundert und hundert Fälle bekannt sind, 
in welchen die Kreisregierungen den Dank derjenigen ge- 
ärndtet haben, welchen sse gegen zu ängstliche Ansichten 
der Magistrate Schutz und Concession ertheilt haben. Es 
wird angeführt, daß in mancher Stadt der Werth der 
Häuser seit dem Gewerbsgesetze schnell um mehr als 
20 PCt. gestiegen sep, und daß manche Bürgerstoch- 
ter dem Gewerbsgesetze ihre Verheurathung verdanke. 
Doch ich will dieses nicht weiter ausführen; ohnehin würde 
ein Mitglied nach mir das Gegenstück dazu ausmahlen.
	        
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