— 294 —
wird, werden die Weber selbst die inlaͤndischen Faͤrbe-
reyen vorziehen. Gewaͤhren Sie den Fabrikanten diese
milden Zollsaͤtze, so werden sie gern auf die bisherigen
Beguͤnstigungen verzichten. Nur ist nothwendig, daß
man das zu den Faͤrbereyen erfoderliche Material frey
eingehen lasse.
Nicht wohl gethan ist, Spiegelglaͤser ohne Unter-
schied e inem Zollsatze zu unterwerfen. Man muß fünf
Gattungen von Spiegeln unterscheiden. Die weißen
Gußglasspiegel werden bey uns nicht gemacht, sondern
aus Frankreich bezogen. Weiße Hohlglasspiegel werden
meistens aus Boͤhmen eingefuͤhrt, aber meistens mit
Fabrikaten bezahlt. Gruͤne Hohlglasspiegel werden auf
bayerischen Glashuͤtten verfertigt, aber nicht in erfor-
derlicher Menge. Für sämmtliche Gläser dieser Arten
den Zoll recht tief herabzusetzen, scheint zweckgemäß zu
sepn, um den Fabriken, welche derley Gläser schleifen,
belegen und die Spiegel vollenden, den Bezug des Ma-
terials zu erleichtern. In Ansehung der Salinta-
feln (Gläser ohne Politur und Schliss), so wie der klei-
nen in alle Welttheile gehenden Feldspiegel ergibt sich
kein Anstand; wohl aber in Ansehung der sogenann-
ten Judenmaßspiegel. Nach einer kleinen Schrift des
Hrn. v. Stachelhausen habe ich früher angenom-
men, daß die bayerischen Glashütten nicht so viel Ju-
denmaßspiegel liefern, als die Schleifer und Spiegel-
fabriken im Regen-, Obermain= und Rezatkreis verar-
beiten. Neuerlich wird das Gegentheil behauptet, auf
die unverkäuflichen Vorräthe in den Glashütten hinge-
wiesen, und der Eingangszoll von 4 fl., ja von 10 fl.
in Antrag gebracht. Eine solche ungeheure Jollerhd=
hung würde die nächste Folge haben, die Böhmen zu
zwingen, daß sie künftig ihre Spiegel selbst schleisen
und absetzen, um so mehr, als sie das Queckfsilber leich-
ter beziehen und durch die Nähe der Elbe den nächsten