Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

und noch gewinnen koͤnne, nachdem wir das Unerwartete, 
das Unglaubliche vernommen: „es sey nicht an der 
Jeit, in Bayern an etwas Anderes als an die Landwirth— 
schaft zu denken — die Landwirthschaft selbst sey noch 
weit zuruͤck — es fehle an Tuͤchtigkeit, an Geschicklich- 
keit, an Arbeit, an Arbeitslust ꝛc.“ 
Da an den patriotischen Gesinnungen solcher verehr- 
ten Redner durchaus nicht zu zweifeln ist, so laͤßt sich die 
Moͤglichkeit solcher Aeußerungen nur dann erklären, wenn 
man annimmt, daß sich der Sprecher in diesem Augen- 
blicke auf die Lichthdhen der rationellsten Landwirthschaft 
gestellt und ungemessene Anforderungen an die allgemeine 
Landwirthschaft, welche wobl schwerlich irgendwo zu er- 
füllen sind, gemacht, oder daß derselbe den Standpunct der 
Beurtheilung in Moos= und Haidegründen, deren Bayern 
allerdings einige, doch nur als Ausnahmen hat, genommen 
habe; nun und nimmermehr kann man aber zugeben, daß 
Baperns landwirthschaftliche und gewerbliche Industrie so 
tief stehe, dass eS an Kenntnissen, an Lust, an Technik ge- 
breche. Ich mochte mich hier auf das beziehen, was der eh- 
renwerthe Hr. Abgeordnete Fikenscher bey einer andern 
Veraulassung gesagt, daß es schmerze, wenn die Intelli- 
genz in Bayern so weit und ohne Grund vor den Augen des 
In= und Buslandes herabgesetzt wird. Meine Herren, 
sich übermüthig erheben mag tadelhaft seyn; sich selbst er- 
niedrigen, wo man Gründe zur Selbsterhebung hat, sich 
selbst unterdrücken, ist Unrecht, ist zweymal tadelnswerth. 
Wie kann man sagen, daß Bapyern blos ein ackerbautrei- 
bender Staat sey? Bayern, welches in allen Kreisen so 
viele Städte, Märkte und Gemeinden zählt, wo sich Fleiß 
und Industrie in kansend und tausend Werkfüätten regt; 
Bapern, welches so viele Familien hat, die neben dem Land- 
wirthe nur durch Industrie und Gewerbsfleiß sich erhalten. 
und dem Landbaue selbst die Mittel zur Vervollkommnung
	        
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