8. 37. Herzog Friedrich J. 113
1607). Für die Errichtung eines stehenden Heeres, d. h. zur Bezahlung von
Söldnern gab die Landschaft kein Geld; vielmehr beschloß sie, „der Herzog sei
zu bitten, daß er von seinem Begehren abstehen, alle Neuerungen unterlassen und
dagegen die dem Lande so hart aufliegenden Beschwerden, deren Erledigung vor
zwei Jahren gegen Erbiekung so großer Opfer versprochen worden, beseltigen
möchte.“ Enslin erbrach nun das geheime Gewölbe der Landschaft und nahm
daraus für sich 1350 fl. in Gold und für den Herzog eine auf 80,000 fl. lau-
tende Schuldverschreibung des Herzogs. Dann mußten der Kammersekretär
Sattler und der Landesprokurator Eßlinger die bedeutenderen Städte des
Landes bereisen, damit die halsstarrigen Mitglieder der beiden letzten Landtage
nicht mehr gewählt würden. Es gelang. Von den 14 Prälaten wurden nur 4
einberufen. Der Landtag wurde am 16. März 1607 eröffnet. Der Herzog ver-
langte, daß in Zukunft statt der Leibhilfe nur noch Geldhilfe geleistet werde;
der Aufwand für das Heer sollte so gedeckt werden, daß der Fürst 1 Viertel, das
Land 3 Vlertel bezahle. Außerdem sollte das Volk die Kriegsfuhren innerhalb
des Landes unentgeltlich leisten. Zu dieser Vorlage der Regierung wurde behufs
der Abstimmung keine Bedenkzeit gewährt, so wenig als bei der beantragten Ab-
änderung mehrerer Punkte des Tübinger Vertrags, wegen welcher der Herzog
erklärte, daß eine nähere Beleuchtung nothwendig sei, weil über ihren wahren
Sinn oft Mißverständnisse entständen. Die von der Landschaft verlangte Bedenk-
zeit wurde nicht gewährt, „da ihr der Tübinger Vertrag ja so bekannt sei, als
das Vaterunser.“ Bald war alles Verlangte bewilligt: Die alten Rechte
und Freiheilten waren vernichtet und die Landschaft hatte noch
1,100,000 fl. herzoglicher Schulden übernommen. Mit solch glänzen-
dem Erfolg gieng Herzog Friedrich aus dem Kampf mit seinem Volke und dessen
Frelhelten hervor, und mit Bangen und Grauen befürchteten die Freunde des
Vaterlands fernere Schritte der Gewaltthätigkeit, als der Herzog plötzlich an
einem Schlage starb (29. Januar 1608). Sein Volk hat ihn nicht betrauert.
Friedrich hatte 15 Kinder, von denen er 5 Söhne und 3 Töchter hinterließ.
Seine edle Gemahlin, welcher er die eheliche Treue nicht gehalten hatte, nahm
ihren Witwensitz in Leonberg, wo sie nach wenigen Jahren starb.
So sehr wir die vielen ungerechten und tyrannischen Handlungen Friedrichs
verdammen und so sehr sich auch unser patriotisches Gefühl von dem erbitterten
und eigensüchtigen Feinde der Volksfreiheiten in gerechtem Unwillen abwendet,
so können wir ihm doch die Zuerkennung des Ruhmes nicht versagen, den er sich
als der bedeutendste Vertreter und Beschützer der evangelischen
Lehre unter den Fürsten seiner Zeit erwarb. Papst Clemens VIII hatte ihm
durch den Bischof von Konstanz das Patronatsrecht über alle geistlichen Güter
seines Landes, sowie die Versorgung mehrerer Söhne oder Verwandten durch
Zutheilung von Klöstereinkünften anbieten lassen, wenn er katholisch werde. Das
Anerbleten war sehr verlockend; denn Friedrich hatte viele Kinder und wenig
Geld. Aber es war ihm damit nicht belzukommen, ebensowenig als mit den Ar-
tigkeiten, mit denen man ihm auf einer Reise nach Rom von Seite der Katholiken
begegnete (1600). Auch die vielen ausländischen Künstler, die an Friedrichs Hofe
lebten und von deren Einfluß auf den Herzog der Papst sich so viel versprach,
konnten ihn zu keiner Aenderung in seinem Glaubensbekenntniß bewegen. Viel-
mehr zeigte er, wenn er auch die Schmähungen auf den Papfst und die katholische
Staizer, Geschichte Württembergs. 8