8. 38. Herzog Johann Friedrich. Der Anfang des dreißigjährigen Kriegs. 117
war Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz, der Oberbefehlshaber der Kriegs-
macht Markgraf Joachim Ernst von Brandenburg. Der Herzog von
Württemberg nahm sich der Sache der Union sehr an; er sandte seinen Bruder
Ludwig Friedrich an die Höfe Englands und Frankreichs. Beide Mächte wurden
für die Protestanten gewonnen. Aber all dies war von geringem Werth; denn
es fehlte dem ganzen Bunde an Entschlossenheit und Entschiedenheit. Es war
unter allen genannten Fürsten nicht ein einziger muthiger und fester Mann, der
die Sache energisch in die Hand genommen hätte. Es fehlte ein Herzog Friedrich.
Ganz anders sah es im katholischen Lagfr aus. Gleich nach dem tridenti-
nischen Koncil hatte das Papstthum alle Kräfte aufgeboten, um von dem ver-
lorenen Gebiete so viel als möglich wiederzuerobern. Den Anstrengungen, die zu
diesem Zwecke gemacht wurden, kann man den Charakter der Großartigkeit, Be-
harrlichkeit und Kühnheit nicht absprechen. Hauptsächlich waren es die Jesuiten,
welche hier den glimmenden Docht des Katholizismus wieder zur hellen Flamme
anfachten, dort den blühenden Protestantismus theils mit Stumpf und Stiel
ausrotteten, theils ihn auf ganz enge Grenzen beschränkten. Vor allem waren
sie darauf bedacht, alle hohen und niederen Schulen in die Hände zu bekommen.
Von großem Einfluß waren sie an den Fürstenhöfen. Rudolf II. war am
spanischen Hofe von Jesulten erzogen; als er zur Regierung kam, lleß er sie un-
bedingt gewähren, beeinträchtigte die Protestanten auf allen Selten und wurde
nur durch seine Unentschlossenheit und Furcht von dem Versuche der gänzlichen
Unterdrückung des Protestantismus abgehalten. Als die Union im Jahr 1609
eine Gesandtschaft an ihn schickte, um die Stadt Donauwörth wieder zurück zu
erhalten, gab er wohl ein zusagendes Versprechen; aber es wurde nicht gehalten.
Unterdessen hatten die katholischen Fürsten mit größtem Eifer auf die
Gründung eines Bundes gegen die Union hingearbeitet, und es gelang dem Her-
zog Maximilian von Bayern, am 10. Juli 1609 in München und im Februar
1610 in Würzburg „die Liga“ zu Stande zu bringen, „zur Erhaltung und
Vertheidigung der wahren katholischen Religion, zur Fortpflanzung des gemeinen
Friedens, zur Abwendung besorgter Gefahr und zur Handhabung der Reichs-
ordnungen.“ Mitglieder waren außer dem Bayernherzoge die Erzbischöfe von
Mainz, Trier, Köln, Salzburg, mehrere Bischöfe, Erzherzog Ferdinand von Oe-
sterreich u. a. Betreffs der äußeren Macht und der Streirkräfte hatte die Liga
den Vorrang vor der Union, und bezüglich der Entschiedenheit und inneren Ge-
schlofsenheit noch viel mehr. Die Liga wurde auf 9 Jahre geschlossen; ihr Haupt
war Herzog Maximilian von Bayern.
So standen nun beide Thelle in feindseliger Stellung einander gegenüber,
und es ist ein Wunder, daß der Ausbruch eines Kriegs sich noch um 10 Jahre
hinausschob. Zwar bot sich zu einem solchen schon in dem Erbfolgestreit von
Jülich (1609 und 1610) Gelegenheit. Die Union und die Liga rüsteten und Kur-
fürst Johann Sigmund von Brandenburg und Pfalzgraf Wolf-
gang von Pfalz-Neuburg setzten sich in den Besitz des Landes. Heinrich IV.
von Frankreich unterstützte die Union, um gegen Oesterreichs Macht auftreten zu
können und überhaupt in Deutschland größeren Einfluß zu gewinnen. Doch wurde
bald nach Heinrichs Ermordung der Streit beigelegt und nach langen Unterhand-
lungen Friede geschlossen. Auf dem Bundestag zu Heilbronn (1617) ver-
längerten die evangellschen Fürsten die Union auf weitere 3 Jahre und beschloßen