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bis
1138.
12 I. Urgeschichte Schwabens und Württembergs.
Sünden frei, und schon die Kirchenversammlung in Mainz (845) konnte den
Ablaß, d. h. den Abkauf der Sünde durch Geld, nicht mehr abschaffen.
. 5.
Das Herzogthum Schwaben unker ben icsischen und fränkischen Kaisern.
Karl der Große, dieses „zum Glänzen und Verwunden und Ver-
blenden scharf geschliffene Zeitenschwert“, war für länger als ein Jahrhundert
den Wirkungen nach die Hauptgestalt gewesen. Gegenüber der Ländermasse, die er
vereinigt hatte, war die Bedeutung aller übrigen europäischen Staaten ver-
schwunden. Seine Gesetze hatten die Grundlage der späteren inneren Verfassung
vieler Reiche gebildet; er hatte zugleich den Grund zu Deutschlands
Größe, Macht und Bedeutung gelegt. Trotz der Rechte und Besitzungen
des Papfstes hatte er diesen im Zaum zu halten verstanden. Das wellliche Besttz-
thum desselben war kaiserliches Lehen und die päpstliche Herrschaft darum
die eines fränkischen Vasallen. Der Kaiser stand an der Spitze der ganzen
Christenhelt und hatte nur Gott und sein Gesetz über sich. Er war der gehor-
samste Sohn der Kirche, soweit sie Trägertn und Spenderin des Heils ist. Aber
sofern sie eines weltlichen Regiments bedurfte, war er ihr höchster Herr und Ge-
bieter. Staat und Kirche waren zwel getrennte Gebiete, die sich aber in allen
Stücken gegenseitig bedingten und ergänzten; ihre einheitliche Spitze hatten sie
in der Person des Kalsers. Daher griff dieser allenthalben mit seiner Gesetzgebung
in das Gebiet der Kirche, in Verfassung, Kultus und Lehre ein.
Dasalles war durch Karls schwache Nachfolger ganz anders
geworden. Und mit dem Anfang des sächsischen Kaiserhauses begann auch die
herzogliche Macht wleder aufzukommen. Lothringen, das bei der Wahl Kon-
rads I1. (911—918) zu Frankreich übertrat, wurde ein beständiger Zank-
apfel zwischen Deutschen und Franzosen. Der Gründer der sächsischen
Dynastie (919— 1024), Heinrich I., der Städtegründer (919—936),
bestegte seine inneren und äußeren Feinde theils durch die Kraft seines Armes,
theils und noch entschiedener durch hochherzige Milde. Wegen der immerwähren-
den Raubeinfälle der wilden Ungarn bildete er eine tüchtige Reiterei und baute
Burgen. Diese Gründung war in bürgerlicher Beziehung noch wichtiger und fol-
genreicher als in militärischer. Aus diesen Burgen entwickelten sich die Städte,
dle den Keim der Gesittung und Freiheit, der in ihnen lag, zum fruchtbarsten Wachs-
thum brachten. Heinrichs Sohn, Otto I., der Große (936—973), hat „mit
starkem Willen und hohem Sinn noch wohlthätiger gewirkt als Karl der Große".
Das Gebäude politischer Hoheit, wozu sein Vater den Grund gelegt, brachte er
zu glorreicher Vollendung. Heinrich II. (1002— 102Ohatte große Noth, seine
Vasallen zu zügeln, von denen die weltlichen nach Erblichkeit und steter Vergröße-
rung ihrer Reichslehen, die geistlichen nach weltlichem Besitzthum und die Außer-
deutschen nach vollständiger Unabhängigkelt strebten. Damit, daß die Großen
die Königsmacht selbstsüchtig zu schmälern suchten, litt die Einheit
des Reichs und das Glelchgewicht der weltlichen und geistlichen
der Graf gezüchtigt hatte, in den Neckar geworfen wurde; rdrei Tage nach der That
wurde der Leichnam gefunden. Ueber ihrem Grab wurde eine Kapelle errichtet und sie
fortan vom Volk als Heilige verehrt.