16 I. Urgeschichte Schwabens und Württembergs.
derstande kraurig unterzugehen. Italien sollte mit Deutschland verbun-
den bleiben, darum die vielen Römerzüge der deutschen Kalser. Aber Italien
blieb für Deutschland „die Löwengrube, in welche viele Schritte hinein-, wenige
aber herausführen“. Der feinsten und beharrlichsten Politik wäre es schwer ge-
worden, durch künstliche Bande oder Zusammenschmelzungen die Gegensätze, welche
die deutsche und italische Nationalität darbieten, zu heben oder unschädlich zu
machen. Unsere deutschen Eroberer blieben den gedemüthigten Völkern Italiens
immer als barbarische Fremdlinge verachtet, als siegende Feinde verhaßt, und der
Besitz des Landes war stets nur ein schwankender, von steter Waffengewalt ab-
hängender Kriegsbesitz. Jeder Krönungszug war ein Feldzug, jeder Schritt wurde
erschwert durch offenen Kampf oder gefährlichere Tücke, jeder Winkel Italiens ge-
tränkt von deutschem Blute.
Dazu kommt noch der fortgesetzte Kampf mit der mächtigen Hierar-
chie. Der Payfst schreckt mit dem Donner des Banns die Welt; und während die
Kaiser in vergeblichem Ringen nach dem Besitz Itallens nicht nur die deutsche
Nationalkraft vergeuden, sondern auch ihr eigenes Ansehen in Deutschland dem
feilen Beistande der Vasallen zum Opfer bringen, bildet sich Itallen zur Freiheit
aus und in Frankreich gedeiht das System der Erbmonarchie und der concentrirten
Gewalt. Gerade dieser Centralkraft entbehrt der deutsche Staatskörper und
er wiegt auf der politischen Wagschale wenig, während einzelne deutsche Fürsten
an selbständiger Macht den Königen gleichen. — So hatte der Payst leichte
Hand, gegen das Katserthum vorzuschreiten, und er konnte dabel unter Umständen
noch die schöne Rolle des Beschützers der Freihelt spielen. Schon die Wahl Kon-
rads III. (1138 —1152) eröffnete die Fehde zwischen Hohenstaufen und Wel-
fen. Da es seinem Nachfolger Friedrich I., Barbarossa (1152—1190),
darum zu thun war, Deutschland den inneren Frieden zu geben, um in Itallen des
Reiches Majestät wieder herstellen zu können, so mußte er nothwendigerweise mit
dem Papste in Berührung treten. Beider Interessen kreuzten sich. Der Papst
strebte nach der höchsten Machtentwicklung seines Stuhles, nach der Herrschaft
über alle weltlichen Fürsten, während Friledrich die katserliche Macht gegenüber
dem Papst, den frelheitliebenden Städten der Lombardei und den Großen seines
Reiches in ihrer Vollgewalt zu entfalten suchte. Gegen Alexander III. konnte
er nichts ausrichten; dagegen gelang es chm, Heinrich den Löwen, den mäch-
tigsten der deutschen Großen, tief zu demüthigen. So konnte auch Heinrich VI.
(1190 —1197), Friedrichs Sohn, den Thron unter günstigen Umständen bestei-
gen. Nach seinem Tode betrat Friedrich II. (1215 —1250), dessen Haus
vom Papste so oft verflucht worden, jetzt unter dessen Segnung den Weg zur
deutschen Kalserthron. Der damalige Papst, Innocenz lIII., der größte, den
Rom je gesehen, hatte Friedrich II. erzogen und ihm zur Kalserkrone verholfen.
Nach dem Tode von Innocenz verleugnete Friedrich seine Hohenstaufennatur nicht
länger. Papst Honorius III. entband ihn von der Verpfllchtung, Sicilien von
Deutschland zu trennen, gegen die Zusicherung der mathildischen Güter, welche
Friedrich I. gekauft hatte, und das Versprechen, einen Kreuzzug zu veranstalten.
Die Ausführung desselben verzögerte Friedrich, bis Papst Gregor IX. den Bann
gegen ihn schleuderte. Friedrich II. gieng im hartnäckigen Kampf gegen ihn und
seinen Nachfolger Innocenz IV. unter. Papst Urban IV. rief Karl von
Anjon zur Eroberung und Bestltznahme Siciliens herbei. Verrath bahnte die-