1367.
32 II. Württemberg als Grasschaft.
die Städte niederzudrücken. Gelang dles dem Grafen, so kannte seine Erobe-
rungssucht keine Grenzen mehr; dann war es mit der Herrllchkeit der freien Ritter
und Grafen in Schwaben aus. Das sah der niedere Adel wohl ein und ver-
band sich deßwegen zu einem Schutz= und Trutzbündniß gegen den württembergischen
Grafen. Die Mitglieder des Bundes hießen Schlegler (nach ihrer Waffe, einem
Schlegel oder einer Keule) oder Martinsvögel (nach dem Stiftungstag ihres
Bundes, 11. November). Ihre Hauptleute waren Wolf von Wunnenstein,
wegen seines glänzenden Harnisches „der glelßende Wolf“ genannt, und Wolf
von Eberstein. Ersterer ein tapferer Ritter, war ein erbitterter Feind Eber-
hards, auf dessen wachsende Macht er mit schelen Augen blickte. Wolf von Eber-
stein wartete schon lange auf eine Gelegenheit, um an Eberhard Rache zu nehmen,
weil dleser ihm im Jahr 1357 im kaiserlichen Auftrag seine Burg Alteberstein
zerstört hatte. Diesem Bunde traten viele schwäbische Adellge bei, sogar der
Markgraf Rudolf von Baden und der Pfalzgraf Ruprecht am Rhein. Als
Eberhard im Sommer 1367 zur Heilung einer Krankheit nach Wildbad gerelst
war, überfielen ihn plötzlich die Grafen von Wunnenstein und Eberstein, um ihn
gefangen zu nehmen. Ein Hirte entdeckte noch rechtzeltig die Gefahr dem Grafen,
der durch die Hilfe des treuen Mannes glücklich entkam und sich auf die Burg
Zavelstein flüchtete. Die Schlegler, wüthend über das Mißlingen ihres Planes,
zündeten das Städtchen an.
Eberhard wohl wissend, daß er gegen den übermächtigen Feind nichts aus-
richten könne, suchte beim Kaiser Hilfe, der die Landfriedensbrecher in die Acht er-
klärte und die Städte zur Unterstützung Eberhards aufbot. So zog dleser nun
mit stattlicher Macht gegen die Schlegler und verwüstete ihr Gebiet schrecklich,
konnte aber die Burg Neueberstein nicht gewinnen. Dagegen drangen der Pfalz-
graf Ruprecht und der Markgraf Rudolf in sein Geblet, um Gleiches mit Gleichem
zu vergelten. Endlich brachte es der Kalser zu einer Aussöhnung (1370). Da-
mit war Eberhards Fehde mit den Schleglern beendet; seinem Enkel war es vor-
behalten, dieselben vollständig zu unterdrücken.
Doch sollte dieser eben vollendete Kampf nur der Anfang zu viel größeren
Zerwürfnissen, nur das Vorsplel zu einem der schrecklichsten Kriege des Mittel-
alters sein, — zum großen Städtekrieg. — „In den Städten hatten sich
unter den reichen Geschlechtern zwei Parteien gebildet, die sich aus Familleneifer-
sucht bekämpften. Während diese sich gegenseitig schwächten, erhoben sich einzelne
Volkshäupter und stürzten alle Geschlechter mit Hilfe der Zünfte. Fast überall
wurden die Geschlechter ausgetrleben, oder mußten sie der freigewordenen Gemeinde
schmelcheln und deren Vertreter neben sich im Stadtrathe dulden. Zugleich waren
viele Pfahlbürger in das Bürgerrecht aufgenommen worden, welche in den
Kämpfen der Städte eine bedeutende Streitmacht bildeten. In dlesen großen
Massen freier Männer in den Städtenregte sich wieder der alte
Volksgeist der Freiheit und Gleichheit aller. Dazu waren sie sehr
mächtig und verstanden besser als die Rltter, in geschlossener Masse zu fechten“.
Wenn sich darum diese Städte einig an einander schloßen, so durfte ihren Unter-
drückern, dem Adel, wohl bange werden.
Als im Jahr 1370 die belden oberschwäbischen Rittergesellschaften
vom Schwert und von der Krone die Städte bedrängten, wußten sich diese
nicht anders zu helfen, als daß sie ihren verhaßtesten Feind, Eberhard von Würt-