8. 23. Graf Eberhard im Bart. Der schwäbische Bund. Württ. zum Herzogthum erhoben. 57
werden. Zwar hatten die Fuͤrsten große Lust, die kaiserlichen Rechte, das Kirchengut,
die Besitzungen des Adels und der Städte, kurz alles für sich zu beanspruchen. Dage-
gen aber schloß der Adel seine Bündnisse mit der Geistlichkeit, und als sich mit ihnen
noch die Städte vereinigten, liefen die Fürsten Gefahr, von jenen erdrückt
zu werden. So blieb ihnen denn keine andere Wahl, als dieser mächtigen
Verbindung sich anzuschließen und dadurch dem Schwäbischen Bund, der zu
gegenseitigem Schutz und Trutz geschlossen war, zu noch größerer Macht und Be-
deutung zu verhelfen. Im weiteren wurde die Organisation des Schwäbischen
Bundes später bei der Einrichtung der deutschen Reichskreise zum Muster genommen.
Wie sehr Eberhard das Wohl der Kirche am Herzen lag, sehen wir
schon an seinem Eifer, die Klöster, die in Württemberg theilweise sehr verdorben
waren, zu reformiren. Am meisten machte ihm das Nonnenkloster Offenhausen
auf der Alb zu schaffen. Im Jahr 1482 machte er eine Reise nach Rom, auf
der ihn Reuchlin begleitete. Papst Sirtus IV. schenkte dem Grafen die
goldene Rose „wegen seiner Verdienste um den heiligen Stuhl“. Eberhard sah
aber trotz der glänzendsten Feste in Rom die Verderbniß der Kirche wohl ein,
und wußte, daß von Rom selbst eine Besserung nicht zu erwarten sei. Darum
behauptete er auch dem Papste gegenüber mit aller Entschiedenheit das Recht,
geistliche Stellen in seinem Lande zu vergeben. Von Rom reiste er auf der Rück-
kehr nach Florenz zu dem berühmten Fürsten Lorenz von Medici, um dessen treff-
liche Anstalten für Kunst und Wissenschaft kennen zu lernen. — Die Erfüllung
seines Herzenswunsches — eine Reformation der Kirche an Haupt und Glledern
— durfte er nicht erleben. Summenhard sagt von ihm, „daß er kein heißeres
Verlangen gehabt habe, als daß er noch eine allgemeine Kirchenversammlung,
eine Reformation an Haupt und Glledern erleben möchte“.
So war das ganze Leben Eberhards ein fortwährendes Arbeiten für das
äußere und innere Wohl seines Landes, seiner Kirche und ganz Deutschlands.
Ueberall wurde ihm dafür die gerechte Anerkennung 1). Am meisten ehrte ihn
Kaiser Maximilian, der Sohn und Nachfolger Friedrichs III. Er hatte mit Hillfe
Eberhards (1495)„den ewigen Landfrieden“ zu Stande gebracht und das
Reichskammergericht in Frankfurt eingesetzt und eröffnet. Da das Herzog-
thum Schwaben schon längst zu bestehen aufgehört hatte, sollte es nun durch das
Herzogthum Württemberg ersetzt werden. Wer hätte diese Würde auch
mehr verdient als Eberhard? Da es ihm aber nur um das Wohl seines Landes
zu thun war und er nichts auf äußere Ehre hielt, so lehnte er die neue Würde
anfänglich ab und nahm sie erst nach reiflicher Ueberlegung an. Am 2 1. Juli
1495 wurde Eberhard auf dem Reichstag zu Worms vor den versammelten 1495.
1) Als Beispiele diene Nachstehendes: Ein Zeitgenosse sagt von ibm: „Er ist klein
von Person, aber großmächtig von Herzen.“ Johann Dalberg, Bischof von Worms,
nennt ihn „den Urheber und Erhalter des Friedens und den besten Fürsten.“ Sebastian
Brandt, der Dichter des Narrenschiffs, sagt: „Ganz Deutschland hat nichts Herrlicheres,
nichts Erhabeneres, als diesen Fürsten.“ Marsilius Ficinus, einer der berühmtesten Ge-
lehrten seiner Zeit, nennt ihn „die Sonne unter den deutschen Fürsten.“ Ein Dichter
fingt von Eberhard: .
„Wohrlich ist er der Deutschen Kron
Und Spiegel aller Tugenden gesein;
Was Herzog Eberhard fieng an,
Das blieb wie Ceder lang bestahn. “