Full text: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3)

Die Räumung Gallipolis 539 
von der Niederlage der britischen Tigrisarmee. Die Engländer waren 
unter dem Gefehle des Obersten Townsend in der Stärke von 1½/ Divi- 
sionen und von Monikoren begleitet, gegen Bagdad vorgerückt, am 23. No- 
vember bei den Ruinen von Kiesiphon auf die türlische Irakarmee gestéoßen 
und nach blutigem Kampf zu überstürztem Rückzug nach Kut el Amara 
gezwungen worden. Kitchener biß die JZähne zusammen. Er fuhr nach 
ZRom, unterhandelte mit Sonnino, um die Italiener zur Teilnahme am 
Balkanfeldzug zu gewinnen, und begab sich dann nach #Adine ins Haupt- 
quartier König Biktor Emanuels, das damals noch vom Echo der vierten 
Isonzoschlacht widerhallte. Kiechener kümmerte sich nicht um Cadornas 
Schlacht, — er schägte diese nur als Fesselung 300 österreichischer Ba- 
taillone —, rang dem widerstrebenden italienischen Generalstab die Unter- 
stüüung des Balkanfeldzuges ab und eilte darauf nach Paris. 
Hier erstattete er am 1. Dezember in einem englisch-französischen 
Kriegsrat über die Lage in der Levante Bericht und erklärte, daß England 
Gallipoli räume. Sir Charles Munro erhielt den Befehl, die Einschiffung 
einzuleiten und alles der Rettung der Truppen unterzuordnen. 
Die Räumung Gallipolis 
Als der Befehl zur Räumung der in zweihunderttägigen Kämpfen 
erstrittenen Stellungen auf Gallipoli eintraf, war die Lage der Engländer 
an der Suvlabai und bei Ari Burnu schon unhaltbar geworden. Am 27. No- 
vember feuerte die erste österreichische Mörserbatterie, die den Weg durch 
den Balkankorridor nach Konstantinopel gefunden hatte, vom Kodja Tschemen 
ODagh und trug Verwüstung in die englischen Strandlager. Auch bei Krithia 
fuhren Skodamörser auf. Auf der ganzen Front erwachte die türkische 
Artillerie und schleuderte statt der primitiv gearbeiteten Munition, die 
Mieper-Pascha in den aus dem Boden gestampften Fabriken am Mar- 
marameer erzeugt hatte, deutsche Sprenggranaten auf die feindlichen 
Linien. 
Munro dankte es dem Nebel und den kurzen Wintertagen, daß Gräben 
und Lager nicht rascher zermalmt wurden und betrieb die Räumung mit 
allen Mitteln. Er mußte heimlich abziehen, bevor Liman zur Offensive über. 
ging. Die wachsende Artillerietätigkeit des Feindes ließ den englischen 
General darüber nicht im Iweifel, daß dieser Angriff dicht bevorstehe. 
Vielleicht wartete der Marschall nur noch auf größere Munitionsvorräte 
und klareres Wetter, um loszuschlagen. Der Brite nahm rasch entschlossen 
den Nebel zum Bundesgenossen, ließ seine Lager an der Suvlabai und 
am Kap Ari Burnu stehen und entwich in der düsteren Nacht vom 19. auf 
den 20. Dezember auf die Schiffe. Um 1 Uhr nachts wurde noch von
	        
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