58 Der Seekrieg vom 2. August 1914 bis 24. Februar 1915
schen Panzerkrenzer. Im Cradock wieder vom Lande abzudrängen, fuhr
Spee mit äußerster Krafe. Er hielt sich zugleich etwa vier Striche an Steuer-
bord, damit er nicht in die Leestellung gedrängt wurde. Am ½6 Ubr batte
„Scharnhorst“ genügend Raum gewonnen und den Briten den Weg nach
Coronel verlegt. Der Admiral ließ die Fahrt vermindern und zog „Gnei-
senau“ und „Leipzig" dadurch wieder näher heran. AUm 6 Uhr war „Dresden“
noch eine Seemeile entfernt, „Nürnberg“ dagegen noch weit zurück. Nun
konnte die Schlacht jeden Augenblick beginnen.
Die Briten waren zum Kampf entschlossen. Sie zogen in schönen
Abständen durchs Wasser, stampften schwer, waren aber troc der über die
Back stürzenden See und der hochlaufenden Dünung bereit, das Gefecht
aufzunehmen. Admiral v. Spee beschloß, ihnen den ersten Schuß abzu-
gewinnen. Er eröffnete auf 12400 Meter das Feuer aus den Turm.
geschüteen und deckee „Good Hope“ und „Monmouth“ schon mit der
dritten Salve ein. Nach wenigen Minucken wurde das Gefecht allgemein.
„Scharnhorsé“ schoß auf „Good Hope“, „Gneisenau“ auf „Monmouch“,
„Leipzig“ auf „Glasgow“ und „Dresden“ auf „Otrantko“. Solange die
Sonne noch über dem Horizont stand und die deutschen Schiffe be-
schien, waren die englischen Kanoniere im Vorteil. Als das Tages-
gestirn in die Wogen tauchte, verschwammen die Umrisse der Deutschen im
Zwielicht auf dem grauen Hintergrunde des hohen Landes, während die
Schattenrisse der Engländer sich schwarz und scharfgeschnitlen vom glühenden
Abendbimmel abhoben. Das wurde Cradock zum Verhängnis. Salve auf
Salve schlug auf den britischen Panzerkreuzern ein. Unsicher schossen sie
zurück. Rauch und Flammen stoben von „Good Hope“, „Monmouth“
begann zu sacken. „Otranco“ schor nach den ersten Treffern in das split.
ternde PDromenadendeck aus und lief auf Befebl des Admirals davon.
Als die Dunkelheit einbrach, waren die englischen Panzerkreuzer schon so
zerschossen, daß der britische Admiral sein Geschwader auflöste. Er unter-
richtete das Linienschiff „Canopus“ durch Funkzeichen vom Stand der
Schlacht und befahl „Glasgow“, sich zu „Canopus"“ zu retten. Der kleine
Kreuzer „Glasgow“, der trotz seiner 4900 Tonnen Verdrang und seiner
stärleren Bestückung von „Leipzig“ in Schach gehalten worden war, stieß
alsbald mit äußerster Krast nach Süden und entrann. An den schwerver-
wundeten Panzerkreuzern vorbei, die das Gefecht mit wehenden Flaggen
fortsetzten, lief er, dem Besehl des Admirals gehorchend, in die dämmernde
Nacht, um sich mit „Canopus" zu vereinigen und den Rückweg ums Kap
Hoorn zu suchen.
„Canopus"“ konnte das Schicksal nicht mehr wenden, das vernichtend
über Cradocks große Kampfschiffe hereinbrach. Die deursche Artillerie
schoß trotz des schweren Seegangs, trotz aufkommender NRegenböen und
einfallender Finsternis mit verblüffender Sicherheit. „Good Hope“ und