Die Schlacht bei den Falklandinseln 67
als in den Tagen, da er als Sieger um das Kap Hoorn in das be-
fahrenste Welemeer steuerte.
Nun gall es zu sterben! Er ging mit geringeren Aussichten in die Schlacht
als Cradock, dem immer noch eine gewisse Möglichkeit geblieben war, dem
Gegner in der Dunkelheit eines früh hereinbrechenden stürmischen November-
abends zu entlommen; er kämpfte mit der Gewißheit vor Augen, daß der
Iweikampf „Invincibles“ und „Inflexibles“ mit „Scharnhorst“ und „Gnei-
senau“ zum Verderben der um die Hälfte schwächeren deutschen Schiffe enden
werde, ehe die Wintersonne sanl. Wobl zeigte das Barometer Neigung,
zu fallen, aber es war Mittag, die See glatt, die Sicht klar und eine Trübung
der Atmosphäre erst gegen Sonnenuntergang zu erwarten. Kaum durfte
er hoffen, daß es „Dresden“, „Leipzig“" und „Nürnberg“ gelingen werde,
in den ausdämmernden Ounst zu laufen und ihren stärkeren und frischeren
Versolgern zu entrinnen.
O.ch wie auch der deutsche Admiral im Augenblick vor der Eröffnung
seines letzten Kampfes gedacht haben mag — seine Kampfentschlossenheit
und sein Vertrauen auf den Mut und die Opferwilligkeit seiner Streiter
waren unerschüttert. Die Deutschen blieben trotz des jähen Wechsels des
Glückes, das sie von Dagan bis Kap Hoorn getreulich begleitet hatte, um
sie jetzt mit brausendem Flügelschlag zu verlassen, standhaft und treu und
fochten mit großer seemännischer Geschicklichkeit und militärischer Kraft bis
zum bitteren Ende.
Um 1 Uhr standen „Scharnhorst“ und „Gneisenau“ Ostnordost zum
Doppelzweikampf mit „Jnvincible“ und „Inflexible“ auf parallelem Kurs-
Kurz darauf drehten sie zur Kiellinie auf, um das schwere Feuer der 30,5 em-
Geschütze der Engländer mit ihren 21.em.Geschützen zu erwidern. Ala
„Scharnhorsos“ Dulver blitzte, drehte auch Sturdee zur Kiellinie auf. Nun
vog sich das laufende Gefecht der Panzerkreuzer scharf nach Norden, während
die Verfolgung der lleinen Kreuzer gen Süden wies.
ODa der Kreuzer „Carnarvon“" nicht schnell genug war, um mit „Kent“,
„Cornwall“ und „Glasgow“ Schritt zu halten, rief Sturdee ihn von der
Verfolgung ab und setzte ihn seitlich hinter die Linie der Schlachtkreuzer,
um ihn als Artilleriebeobachter zu benutzen. Am 1 Uhr 30 Minuten war
aus dem Gesecht ein Kampf auf Leben und Cod geworden.
Die Engländer sind in ihren eigenen Kohlen- und Pulverrauch gehüllt.
Auffrischender Nordwest treibt ihn ins Schußfeld, und die Deutschen feuern
in den Qualmkern, aus dem des Feindes Blitze zucken. Sie haben trotzdem
freieres Schußfeld als der Gegner, da das Hexenbräu von Dampf, Nauch.
und Gasschwaden, das aus den deutschen Schloten und Batterien steigt,
nach außen Kreicht, leiden aber unter den Aufschlägen englischer Kurzschüsse,
die Perlstaub und klatschende Wasserstürze aufwühlen und den deutschen
Kanonieren ins Gesicht schleudern. „Scharnhorst“ und „Gneisenau“ schießen