68 Der Seekrieg vom 2. August 1914 bis 24. Februar 1915
noch auf 15.000 Meter mit erprobter Trefssicherheit, aber die ungeheure
Entfernung schwächt die Kraft der deutschen 21.cm. Granaken, während die
Treffer aus den englischen 30, Tm. Rohren schwer gegen den schwächeren
Panzer schlagen.
Sturdees Schlachtkreuzer laufen 24 Seemeilen und versuchen den
Gegner kraft ihrer überlegenen Geschwindigkeit in ein Kreisgefecht zu ver-
wickeln, um ihn in den Bann ihrer Breitseiten zu zwingen. Zweimal ent-
windet sich Spee durch geschicktes Mansver der AUmstrickung und gewinnt die
Bewegungsfreiheit zurück. Um 2 Uhr beginnt sich die Iberlegenheit Sturdees
fühlber zu machen. „Scharnhorst“ und „Gneisenau“ sind bös getroffen,
die Kasematken durchschlagen, zahlreiche Kanoniere und Matrosen gefallen.
und auf „Scharnhorst“ ist ein Brand ausgebrochen. Trohdem sind beide
Schiffe noch kampf= und bewegungsfähig. Die Toppflaggen wehen wie zu
Beginn der Schlacht, die Geschücze sind noch nicht verstummt. Da Graf Spee
seine Kräfte schwinden fühle, sucht er sich jet dem Feind zu nähern, um
die Durchschlagskraft seiner 21.cm. Granaten zu steigern. Darauphin ver-
stärke Sturdee sein Feuer und verhindert dadurch die Annäherung des
Feindes. „Carnarvons“ Beobachtungen lohnen sich, schwere Treffer schlagen
auf „Scharnhorst“ ein, ein Schornstein fällt, die Backbordgeschüte beginnen
zu verstummen, aus den Greschen der kranken Seite leuchtet die im Innern
wütende Brunst. Der Kommandant des deutschen Admiralschiffes, Kapitän
zur See Schulgtz, bringt die Seeuerbordgeschütze ins Feuer und kämpft weiter.
Um 3 Uhr 30 Minuten beginnt „Scharnhorst“ zu erliegen. Roter Qualm,
ausströmender Dampf und die zu einem Trümmerhaufen zusammengeschos.-
senen Aufbautken zeugen von äußerster Not. Nur noch mühsam ziehr
Spees Flaggschiff mit schwerer Schlagseite durchs Wasser — es neigt sich
zu Tode getrosfen. Um 3 Uhr 45 Minuten gibt der deutsche Admiral
seinen lecten Befehl. Er teilet „Gneisenau“ miék, daß er versuchen werde, zum
Torpedoangriff zu schreiten und endet mit dem Signal: „Versucht zu ent-
kommen!“ Gleich darauf dreht „Scharnhorst“ schwerfällig auf den Feind zu
Mit webenden Flaggen dampft „Gneisenau“ an dem sinkenden Schwester-
schiff vorlüber. „Scharnhorsks“ Vorschiff liege kief im Wasser, die Schrauben
schlagen schon in die Lust; Rauch, Dampf und Qualm umhüllen das Wrack.
Aber auch auf ihm wehen noch die Flaggen, zucken noch einzelne Geschügblitze
auf, nur die Fahrt, die zum Torpedoangriff nötig ist, die kann es nicht her.
geben, es liegt wie ein Klog im steigenden Wasser. Kurz nach 4 Uhr neigt
sich „Scharnhorst“ plöhlich ganz nach Backbord über und beginnt zu sinken.
Die Besahung ist zum großen Teil gefallen, der leczte Bersuch, feindwärts
zu steuern, erstirbt in der aufquellenden See. Vom englischen Admiralschiff
kommt die Aufforderung zur Lbergabe, aber die Flaggen bleiben stehen, und
um 4 Uhr 17 Minuten bäumt sich das Schiff auf und begräbt sich und seine
Bemannung vom Admiral bis zum letzten Heizer in der eisigen Flut.