Die Vorkämpfe in den Karpathen 163
mengen schoben sich nach und nach in den verhältnismäßig schmalen, aber
tiefen Raum zwischen San und Dunajee, der seitlich von der Weichsel und
den Karpathen begrenzt wird. In diesem Hilgellande strebten drei große
Armeen auf allen Straßen und Wegen auf Tarnow, Gorlice und Zboro
und wirkten eng zusammengepreßt schon durch das Gewicht ihrer Masse
auf den Fluß der Bewegung, der nur durch schwere Regengüsse, gesprengte
Brücken und grundlose Wege gehemmt wurde. Langsam und schwerfällig,
aber rascher, als man im Lager Osterreichs angenommen hatte, und an-
scheinend unaufhaltsam wälzeen sich die russischen Stoßarmeen von Liefenlinie
zu Tiefenlinie gegen den Dunajec und die Duklasenke heran.
Die Vorkämpfe in den Karpathen
Die Osterreicher waren auf eine Zusammenfassung ihrer Armeen be-
dacht, die so schwer gelitten hatten, daß Erzherzog Friedrich kaum die
nötigen Kräfte aufbrachte, den Einbruch der Kosakendivisionen zu verhindern,
die in den galizischen Tälern keck gegen die Karpathenpässe vorgegangen
waren. Um die Gebirgsscheide zu verteidigen, war Generalmajor Hofmann
mit 6 Marsch., 22 Landsturmbataillonen und 3 Batterien auf den Uzsoler
Paß, den Lupkowsattel, den Beskidenpaß und an den alten Tataremveg
nach Marmaros-Sziget gesandt worden. Das war viel zu wenig.
Schon am 24. September flackerten in den Karpathen größere Gefechte
auf. Unversehens erschien die 2. Kuban-Kosakendivision, gefolgt von einer
Infanteriebrigade, vor dem Azsoker Paß und zwang die schwache ungarische
Paßhut nach hartem Kampf zur Preisgabe ihrer Geschütte und zum Rückzug
ins Ungtal. Dadurch sah sich die 2. österreichische Armee in ihrer rechten Flanke
bedroht. Hastig wurden die 38. Honved-Infanteriedivision und eine Land-
slurmbrigade abgezweigt und vom Feldmarschalleutnant Karg aus dem
Ungtal gegen den verlorenen Bergsattel vorgeführt. Es kam am 26. Sep-
tember zu einem erbitterten Ringen um die Westflanke des AUzsoker Passes.
Die Russen warfen die Kubankosaken, eine Linienbrigade und mehrere Regi-
menter Donkosaken ins Gefecht und suchten im gewalksamen Angriff ins
Ungtal einzudringen, das ihnen den Weg in den Rücken der 2. Armee öffnete.
Karg behauptete jedoch seine Stellungen am Westhang des Bergsakttels und
befteke den Feind nach dreitägigen Kämpfen auf der Paßhöhe fest.
Zur gleichen Zeit drangen andere russische Kolonnen aus dem Becken
von Seryj über die Sättel östlich des Uzsoker Passes in der Berecke= und
Beskidenlücke vor und gelangten über Alet-Verecke und Volovec ins Latorcza-
tal, in dessen Tiefe ihnen Munkacz als Ziel winkte. Sie stießen erst bei Vezer-
szallas und Bolovec auf Abwehr. Es waren fünf ungarische Bataillone,
die den ungleichen Kampf entschlossen aufnahmen. Aber der überlegene