Die strategische Lage vom 26. bis 28. Sepiember 167
mußten, die ein großes Angriffsziel verfolgte. Dröhnten doch vor der Bobr-
feste Ossowiez, die den Weg nach Bialgystok deckte, sogar schon deutsche Be-
lagerungsgeschütze, setzten doch Borhuten dieser angriffslustigen Armee —
es war das 4. Grenadierregiment des I. Reservekorps — am 25. und 26. Sep-
tember kühn über den Rjemen, lieferken dort ein blutiges Gefecht und zerstörten
bei Druflienicki die Bahnverbindung zwischen Grodno und Olica. Da-
durch wurden die Russen um ihren Nordflügel äußerst besorgt gemacht
und Nilolais Aufmerksamkeit vollskändig gefesselt. Sie warfen neue Ver-
stärkungen an den Njemen, betrieben dort eine große Gegenoffensive und über-
sahen, daß jede Division, die im Norden focht, zwischen Warschau und
Jwangorod feblte, wenn der rasche Feind das Schwergewicht plöglich nach
Südpolen verlegte.
Obwohl diese Verschiebung des strategischen Schwergewichtes am
28. September schon Tatsache geworden war, gab man sich im russischen
Lager doch noch Täuschungen bin. Man glaubte, was man wünschte, nahm
das Vorbrechen deutscher Streitkräfte über die Pilica leicht und sechte zunächst
den Vormarsch auf den Flügeln gegen den Dunajec und über den Rjemen
fort. In Galizien geschah dies freilich mit vermindertem Nachdruck. Wahr
scheinlich hatte im Feldlager Rußkis ein Gefühl der Unsicherheit Plah ge
griffen, das zur Vorsicht mahnte. Als die Kosaken an der Dilica große
deutsche Truppenkörper anmrcken sahen und Lärm schlugen, besam man sich
im russischen Hauptquartier auf gewisse Gegenmaßnahmen. Nikolai Niko-
lajewitsch entschied sich dahin, die rechte Flanke der galizischen Armee und
die Grundstellung an der mittleren Weichsel für alle Fälle stärker zu decken.
Man glaubte dazu Zeit zu haben, denn vorläufig warfen die zahlreichen
Reiterdivisionen, die sich an der Nida und der Dilica im Weichselbogen
tummelten, noch einen dichten Schugschleier vor die bedrohte rechte Flanke.
Der Großfürst zog indes für alle Fälle die Hauptreserve von Iwangorod
und ein paar Schügendivisionen über die Weichsel, um sie bei Nadom und
auf der Linie Ostrowiec—Klimontow bereitzustellen. Er hielt ferner die 4.
und 5. Armee auf ihrem Vormarsch zum Dunajec an, ohne jedoch den Angriff
vollskändig einzustellen. Da sich die russischen Armeen am San, am Sirwiaz
und am Onjestr anfangs gestaut hatten und nur langsam in Fluß gekommen
waren, fiel es den Russen nun infolge der tiefen Marschgliederung leichter,
starke Kräfte wieder herumzuwerfen, über den San zurückzunehmen und am
rechten AUfer in der Richtung Lublin—Iwangorod in Marsch zu sehen. Gleich-
zeitig wurde Radko Dimitrieff, der Führer der 3. Armee, angewiesen,
Drzemysl mit Gewalt zu nehmen.
Wemn auch der groffürstliche Feldherr die Verfolgung der Osterreicher
und Ingarn nicht stillegte, so war der Druck, den die russische Ubermacht auf
die österreichischungarischen Armeen ausgeübt hatte, am 28. September
doch schon stark vermindert und somit der erste und nächste Zweck der Hinden-