Die strategische Lage am 8. und 9. Oktober 189
ganze Frontstellung bis Warschau zusammen. Denn schwenkten die öster-
reichisch- ungarischen Armeen dann mit Sambor, Przemysl, Jaroslau und
Rudnik als Drehpfosten links, um über den DTanew gegen Lublin und am
rechten Weichselufer abwärts zu dringen, so führte der Stoß in nördlicher
Richtung in die Flanke der Weichselstellung und streifte die russischen Korps,
die an den Brückenköpfen von der Sanna bis zur Dilicamündung gestaffele
standen, wie Beeren von den Zweigen.
Bis Osterreicher und Ungarn den San vollends freigelegt und die
dabinter stehenden Russen zum QKückzug gezwungen hatten, mochte indes
eine gewisse Frist verstreichen. Diese Frist mußte von den Deutschen und
von Dankl an der Weichsel erkämpft werden. Hierzu reichten nach deutscher
Auffassung die Kräfte, die seit dem 7. Oktober vor den Brückenköpfen ver-
sammelt standen, wenn am San eine rasche Entscheidung erzielt wurde.
In der Berechnung der Frist, die hierzu nötig war, lag die Schwierigkeit
des Problems. Die Nussen hatten zwischen San und Dunajec kaum gefochten.
Alle Merkmale ihres Rückzuges, selbst die Aufhebung der Belagerung
Drzemysls, deuteten auf bestimmte strategische Absichten, keineswegs aber auf
fassungsloses Zurückweichen hin. Im so mehr lam für die k. u. k. Armeen
darauf an, im Angriff nicht zu ermatten, sich rasch zu enewickeln, das
schwere Geschüg rechtzeitig an die Front zu schaffen und die Russen aus
ihren Verteidigungsstellungen zu werfen, ebe sie sich in diesen ungreifbar
festwurzelten und aufs neue verstärkten. OIber die Streitkräfte, die Nikolai
Nikolajewitsch an San und Onsjestr zurückgelassen hatte, beskand am 9. und
10. Oktober im österreichisch-ungarischen Lager noch Unklarheit, doch neigte
man dazu, diese als Vorhuten der abgezogenen Armeen und zurückgebliebene
Teilkräste zu betrachten, denen die drei österreichischen Angriffsarmeen wohl
gewachsen waren.
Aus dieser Aussassung und aus der glücklichen Einleitung des deutsch-
österreichischen Feldzuges ergab sich also nicht nur die Fortführung der
Offenswe, sondern auch eine Höhersteckung der Angriffsziele. Am 15. Sep-
tember hatte es sich in Galizien um Lösung vom Feind und Rückzug auf
den Dunasec, am 25. September um Entlastung der österreichisch-ungarischen
Armee durch einen Flankenstoß in Polen gehandelt. Am 3. Oktober war
daraus eine gemeinsame Vorrückung geworden, die bei Opatow, Klimontow
und Lancut zu Siegen geführt hatte und vor Iwangorod und Drzemysl
gipfelte. Am 8. Oktober wurde der Entschluß gefaßt und bekräftigt,
den Feind jenseits des Sanflusses aufzusuchen und zu schlagen, während
der linke Flügel die Weichsellinie gesperrt halten sollte. Die Aufstellung
der verbündeten Armeen war hierzu günftig.
Oie inneren Flügel der beiden Kampfgruppen wurden von der k. u. k.
Armee gebildet, die zwischen Jawichost und Rudnik im Feuer stand. Die
Armee Hindenburg war seit diesem Tage allmählich stromabwärts in die