12 Der Feldzug im Westen vom 12. Sept. bis 15. Nov. 1914
gekennzeichnet. Die Ausfallstellungen Thann, Maasmünster und Dammer-
kirch waren wieder in französischer Hand. Gewiß — hier und dort, zwischen
der Nordwestflanke von Verdun und der Mündung der Aisne in die Dise
bielten sich anscheinend noch deutsche Nachhuten — aber der linle Heeres-
flügel war schon im Begriffe, die Aisne oberhalb der Mündung zu über-
schreiten, der Abergang von Soissons, der durch den Josiennegrund und
über Camch unmittelbar nach Laon und Anizy führte, lag schon unter den
Kanonen Maunourys, die englische Armee stand bereies dicht vor den Ais#ne--
brücken zwischen Arcy und Benizel, de Langles linker Flügel war sogar hart
an den Fluß gelangt und ebenfalls daran, ihn zu überschreiten; das königliche
Reims war wieder besetzt und die 9. Armee im Vormarsch über das Hügel-
gebiet von Moron#illers, um mit diesem die Ausfallstore der Champagne
zu erstreiten, und in der Ost-Champagne und in den Argonnen war der
Feind ins Gleiten gekommen.
Die Kämpfe, die sich an dieser neugesteckten Front entsponnen hatten,
erschienen dem französischen Feldherrn als eine dünne Feuerlinie, die von den
Südargonnen über Chälons und an der Besle entlang zur Aisne lief und
sich im Mündungswinkel von Compiegne zwischen Ribécoutt und St. Crépin
verheißend nach Nordosten bog. Vermutlich war man in Joffres Lager der
Auffassung, daß Foch, Franchet d'Espèrey, French und Maunoury auf
verhältnismäßig starke Nachhuten gestoßen seien, die an der Aisne und in
der Champagne den legzten Zeitgewinn erkämpfen sollten, und sand das vom
Feind vernünftig gehandelt, denn die Deutschen durften sich nicht von hinten
die Rippen zerdrücken lassen, während sie sich um Vaon und Vouziers in
zwei großen Marschsäulen zusammendrängeen, um glücklich ins Maastal zu
gelangen. Brach Franchet d'Espérey unter diesen Voraussetgungen auf
Sissonne durch, so war die Ausführung dieser Absicht der deutschen Heeres-
leitung vereitelt. Da auch vom russischen Kriegsschauplatz wieder günstige
Nachrichten einliesen und den Rückzug der österreichisch-ungarischen Armeen
hinter den Sanfluß meldeten, wurde der Regenbogen, der sich am 12. Sep-
tember über der Marne spannte, den Franzosen zum farbigen Symbol
baldigen siegreichen Friedens. Der nächste Morgen brachte ihnen eine
größere Dberraschung und bereitete Joffres Hoffnungen ein frühes Ende.
Nachhutkämpfe an Vesle und Aisne
Die Helle des 13. September stieg zögernd herauf, und mit dem Tage
steigerte sich plöglich der Gefechtslärm. Als er zu einem gewaltigen
Schlachtgetöse schwoll, das die Champagne und das Aisnetal von Moron-=
villers bis Soissons erfüllte, war kein Zweifel mehr möglich — die Ver-
felgung war zum Stehen gekommen. Uber Nacht waren die flüssig gewordenen