Nachhutkämpfe an Vesle und Aisne 13
Verhältnisse in neue Gestalt geschossen. Der erste Sonntag, der seir
dem denkwürdigen Flankenangriff am Ourcq heraufzog, verknüpfte die
abgebrochenen Marnekämpfe mit den flackernden Gefechten an der Aisne
und in der Champagne zu einer großen strategischen Operation und gebar
eine neue Schlacht.
Wie damals erhielt General Joffre zu Beginn des Zusammenstoßes
Meldungen von wachsenden Erfolgen. Nur in den Südargonnen und in
der Champagne pouilleuse schien sich die Verfolgung nicht mehr recht einzu-
fädeln. Sarrail und de Langle kämpften immer noch um Wegsperren und
Verhaue, die längst hätéten fallen sollen. Doch das tat nichts, denn der Flanken-
druck, den das befreite Verdun ausübte, zwang die 5. deutsche Armce vor-
aussichtlich auch ohnedies, die Nordargonnen zu räumen und ins Maastal
abzufluten. Die Entscheidung lag zunächst in der Mitte, wo Foch, Franchet
d'Espérey und French über die Besle und die Aisne drängten. Fochs 9. Armee
durfte keinen Tag versäumen, um auf Hrosnes und Pone Faverger zur
Suippes durchzubrechen.
Aber was ist dort gescheben? Gerade Foch kommt auf einmal nicht mehr
vom Fleck. Ist es wirklich nur das XII. Korps der Sachsen, das sich zwischen
Mourmelon und Beine als starke Nachhut aufgebaut hat und alle Versuche
des IX. und XI. Korps Fochs, ja sogar seiner wild anlaufenden Marokkaner
bricht? Als Hauptsitz des deutschen Widerstandes erscheinen die Höhen nörd-
lich von Drosnes, wo schwere Artillerie 150 Mecer Über der Ebene auf-
gepflanze steht und aus sicherer Deckung schießt. Vor den Gehölzen, die
sich vom Hügelrand von Nogent IAbbesse, dem sanften Cornilletberg und
dem wenig über 100 Meter messenden Hochberg zur Suippes ziehen, vor
den Fichtemwäldchen, die Moronwillers und Souain umgeben, liegt deutsche
Infanterie mit Maschinengewehren im Schlagschatten eingegraben und
empfängt die Franzosen mit wohlgenährtem Feuer. Das IX. Korps wird im
Kampfe um die Marquiseferme bös zugerichtet. Foch führt die Marokkaner,
Jäger zu Fuß und Zuaoven als Kerntruppen vor es ist vergeblich, die deutschen
Dorf. und Waldstellungen spotten des Stirnangriffs, während deutsche
Haubigen die Aufmarschräume mit Granaten belegen und die Sammeldörfer
an der Vesle in Brand schießen. Als es Abemd wird, ist die Armee Foch
nicht über Drosnes und Beine binausgelangt. Foch muß zum erstenmal,
seit er am Abend des 10. September in La Fere-Champeneoise eingezogen ist,
seine Truppen rückwärts sammeln. Die Verfolgung ist in dem versumpften
Angelände der Besle und vor den Höhen von Prosnes und Auberive, südlich
der Suippes, steckengeblieben. Die 9. Armee hat ihr Tagesziel nicht erreicht.
Ist es ein Nachhutgefechte gewesen, so haben die Deutschen abermals 24 Stunden
gewommen, ist es eine neue Schlacht, so ist der französische Angriff auf dem
rechten Flügel der großen Kampfgruppe Foch.Franchet- French als ge-
scheitert zu betrachten.