430 Der Feldzug im Osten vom 17. Dez. 1914 bis 21. Febr. 1915
schloß im MRaume Tomaszow nach den harten Kämpfen bei Inowlodz
unmitctelbar und mit Blut verkittet an die österreichisch-ungarische Front
an, in der Woyrschs Landwehrtruppen ihren festen Platz behalten hatten.
Um die Weihnachtszeit war unversehens Tauwetter eingetreten und
batte mitten im Winter den fürchterlichen Zuskand der Weglosigkeit hervor.
gerufen. Die feuchte Witterung hauchte die in Schlamm und Morast ver-
sinkenden Truppen mit entnervendem Atem an und brachte großes Ungemach
lber die Armeen, die schwer von Flecktyphus, von Ruhr, Nieren- und Ge-
lenkkrankheiten heimgesucht wurden. Doch ob auch die Kämpfe zum Stehen
gekommen waren, zum Stillstand kamen sie nicht.
Als der Großfürst einsah, daß sein Durchbruchsversuch bei Inowlodz
gescheitert war, beschränkte er sich im Weichselbogen auf Fristung des Wider-
standes und verlegte das Schwergewicht mehr und mehr nach Galizien und
in die Karpathen. In der Tat war die Widerstandskraft der östlich der
Bzura und bei Rawba gehäuften russischen Truppen stark und ausdauernd
genug, um die Angriffe und die Abdrängungsversuche Mackensens an die
Stelle zu hbeften; über ihre Bedentung als Fesselungsversuche wurde man
sich im russischen Lager erst klar, als die Entwicklung schon neue Bahnen
eingeschlagen batte. Ruckweise gelang es den Deutschen, um die Jahreswende
in Dolen Boden zu gewinnen und den Druck auf Warschau zu verstärken.
Nachdem die russischen Heere sich im straffgespannten Bogen von
Draszuysz über Dobrzyn, Plock und Wyszogrod und von der Bzuramündung
über Bolimow und Inowlodz zur Nida um das polnische Festungsgebiet
herumgelegt hatten, war Warschau der Hauptsitz ihres Widerstandes geworden.
Der Schrecken, der vom 12. bis 17. Oktober über Warschau geschwelt
hatte, als Hindenburg gleich dem Deliden in stürmischem Vormarsch an seine
Südtore pochte, war nur ein böser Traum im Verhältuis zu dem dauernden
Druck, den die deutsche Armee seit dem Januar 1915 auf die Warschauer
Mittelstellung ausübte und zur würgenden Umfassung zu gestalten suchte.
Die Verfolgung, welche die Armee Hindenburg von Lodz und Lowicz
an die Bzura und die Rawbka geführt hatte, war zu einer reichlichen Ahrenlese
geworden. Sie hatte die Russen über 50 000 Gefangene und viele Geschüge
gekostet. Auch im Stellungskampf an der Bzura fielen Gräben voll kampf.
müder Russen in deutsche Hand. Doch wie Drachensaat wuchsen ihnen Ver-
stärlungen nach und hielten die mächtigen Erdfesten zwischen Sochaczew
und Slkierniewice und die Blockhäuser in den Waldungen der Rawbka bis
zur Zerstörung durch deutsche Haubithen und Mörser unerschütterlich fest.
Am 2. Januar erfolgte im Abschnitt des XVII. deutschen Korps ein
Ruck. Nach mehrtägigem hartem Ringen wurde der stark befestigte Stütz-
punkt der russischen Hauptstellung, daos nordöstlich von Bolimow gelegene
Borzimow, erobert. In drei Nachtangriffen versuchten die Russen die
verlorene Stellung zurückzugewinnen, aber das XVII. Korps ließ sich Bor-