Die Umfassungskämpfe zwischen Olse und Somme 51
Als die Franzosen am 22. September über den Oberlauf der Matz auf
Lassigny vorrückten und zum zweiten Male in der Flanke der Armce Kluck
erschienen, traten ihnen die deutschen Kavalleriedivisionen entgegen. Sie
schwärmten nach Westen ausgreifend bis Roye und Corbie und suchten
den Vormarsch der Armee Castelnau zu hemmen, bis deutsche Infanterie
zur Stelle war. Die deutsche Heeresleitung löste zu diesem Zwecke die
6. Armee auf, verschob sie und bildete sie neu, um Kräfte frei zu be-
kommen und den Naum am Bewegungsflügel zu füllen. Das XdXlI. Korps,
das bei Dieuze und Lunéêville gefochten, und das I. Bayernkorps, das
seine Fahnen von Saarburg bis Baccarat getragen hatte, wurden auf
der Eisenbahn durch Belgien herangebracht und erreichten am 24. Sep-
tember nördlich von St. Quentin die neue Schlachtzone. Ihnen folgten das
II. bayerische Korps und die 26. Reservedivision. In Gewaltmärschen
eilte schließlich noch das XVIII. Korps des Herzogs Albrecht aus der
Champagne herbei.
Es war die höchste Zeit. Während die Franzosen am 22. September
noch an der Divette im Hügelland von Lassigny kämpften, entbrannte das
Gefecht am 23. September schon nordwestlich von Lassigny. Am Tage darauf
marschierten französische Kolonnen von Roye über Réthonvillers auf Nesle.
Castelnau hatte die Straße Rove—Fresnières—Lassigny—Nibécourt er-
stritten. Bon Amiens her bedrohte sein linker Flügel bereits Chaulnes,
Ham und St. Quentin. Gelang es ihm mun, rechts zu schwenken und mit
dem Sensenschwung seines marschierenden Flügels St. Quentin zu erreichen,
so war die Armee Kluck aufgerollt und die Aisnestellung umgangen. Die
Heereskavallerie war auf Ham zurückgedränge, als die Masse des deutschen
Fußvolks in den Kampf trat.
Inzwischen waren Teile des II. Korps von Bregny nach Noyon ge.
worfen worden, wo die zurückgebogene Front am Brechpunkt gestützt werden
mußte, und hatten am 18. September an der Straße Noyon—Lassigny eine
Verceidigungsflanke gebildet, die dem IX. Reservekorps die offene Seite deckte.
Auf den fruchtbaren Hügelwellen von Candor, Margny-aux-Cerises, Avri-
court und Amy und in den Wäldchen von Crapron und Préfontaine bis
Crapeaumesnil und Fresnieres an der Straße, die von Roye nach Lassigny
führe, kämpften Teile der 6., 7. und 8. Infanteriebrigade und sicherten die
empfindliche Flanke, bis das XVIII. Korps am 22. September den Anschluß
vollzogen hatte und auf Roye losging.
Dort, wo Linsingens bewegliche Streitkräfte im kritischen Augenblick
Aushilfe geleistet hatten, bog sich die Schlachtordnung der Deutschen am
21. September nach Norden. Der Gegenangriff des XVIII. Korps ging
bereits in westlicher Richtung vor sich und führte die Franzosen, die schon
über Roye auf Ham rückten, in scharfen Gefechten nach Roye zurück. Da
der rechte Flügel Castelnaus von Lassigny und Roye aus die Oinie