als spätere Sorge beiseite geschoben; und gleich darauf aus
Angst angenommen. Das NRätespstem wird als verfassungs-
widrig abgeschafft; und gleich darauf aus Angst in der Ver-
fassung bestätigt. Hie Herren um Haase brauchen nur zu
winken. Aber auch wenn irgend jemand im Vorbeigehen in
Berlin dem General Ludendorff die Hand schüttelt, knickt
Scheidemann in Weimar in den Kniekehlen zusammen und
sucht durch Schreien die eigene Nervosität zu beschwichtigen.
Die bolschewistische Regierung in Ungarn schickt ihren Freun-
den in Berlin ein Telegramm, das recht unverblümt zur ge-
waltsamen Beseitigung der heutigen deutschen Regierung
auffordert, ein Telegramm, das jede Regierung wegen A#uf-
reizung zum Hochverrat konfiszieren müßte. Aus Angst läßt
man es durchgehen und verbreitet es sogar in der Presse.
Bielleicht nennt man das Meinungsfreibeit, vielleicht gar einen
staatsmännischen Akt, weil nun die Franzosen sehen könnten,
wie bedroht der gute Scheidemann sei, mit dem sich doch
besser leben lasse als mit den Bolschewisten?
Aus Angst vor Unpopularität ist die Vorlage, wonach der
Reichspräsident 1,2 Millionen Mark jährlich erhalten sollte,
verändert worden. In diesmal wirklich weitesten Kreisen
des Volkes versteht man es nicht, daß Ebert so viel haben
soll, während Poincaré nur die Hälfte, Wilson nur ein Drittel
dieser Summe bezieht. Flugs sind in dem Etat, der heute
vom Hause beraten wird, 600 000 Mark daraus geworden.
Auch das ist noch weit mehr, als unserer Finanzlage und den
bieherigen Lebensansprüchen des jetzigen Reichspräsidenten
entspricht.
Am wenigsten Angst in dem Negierungskollegium hat
immer noch Aoske. Auch heute findet er kräftige Worte wider
die unglaubliche Verschleuderung von Reichemitteln zu-
gunsten von Arbeitern, die nicht arbeiten, und Soldaten, die
nur herumlungern. Aber die anderen haben gerade vor Noskes
120