Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

Kriege durch Artikel eines in Zabern zweimal wöchentlich 
erscheinenden Käseblättchens hypnotisieren und verfiel in 
hysterische Krämpfe. Oie neue Aationalversammlung ist 
ebensowenig männlicher Natur. Sie läßt sich willenlos be- 
fruchten und bringt schließlich gehorsam die Sozialisierung 
wie den Räterat und in Zukunft vielleicht noch ganz andere 
Dinge zur Welt, die ihr ursprünglich als Greuel galten. ODie 
schönen Reden vorher sind daher ganz belanglos. Geredet ist 
auch über Gewaltfrieden und Rechtefrieden unendlich viel; 
aber getan hat die Nationalversammlung bisher nichts gegen 
Vergewaltigung, sondern hat ihrem regierenden Aueschuß 
jede Aachgiebigkeit in Spaa und in Trier stets genehmigt. 
Aun wird —eecht weiblich — hinterdrein lamentiert. Scheide- 
mann und Brockdorff und Paper sind darüber einig, daß wir 
nicht um Zollbreite über die Wilson-Punkte uns binauszerren 
lassen dürfen. Auch der Pfälzer Pfeiffer, der deutsche Hellene 
im römischen Zentrum, hält eine so begeisternd nationale Rede, 
daß sie im Wärmegrad sich gar nicht von den Ausführungen 
des Ostmärkers Schulz-Bromberg unterscheidet, und der ist 
doch wirklich die hellste und freudigste Preußentrompete im 
Hause. Aicht einmal zwischen Rießer und Hoch gibt es über 
diese Dinge einen wirklichen Meinungsunterschied. Während 
sonst bei Etatsdebatten die sogenannten Katalogredner uner- 
müdlich von hundert Zetteln hundert verschiedene Themen auf- 
nehmen, von der Soldatenmißhandlung auf die Tiessee- 
forschung, von der Sonntageruhe auf die Malzgerste, vom 
Statistischen Amt auf den römischen Grenzwall kommen, gibt 
es heute doch den einen roten Faden: den Verständigungs--- 
frieden. Eine gemeinsame Entschließung des Hauses, von der 
sich unter lebhaftem „Pful“ und „Raus“ der übrigen nur die 
Unabhängigen ausschließen, verlangt ihn von der Entente. 
Was der Unabhängige Seger mit stierem Fanatiemus 
in einer langen Rede vorbringt, das wird verlacht. Man ist 
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