falsche Informationen erteilt habe. Sie waren in Wirklich-
keit nicht falsch, nur immer schon überholt, von einer neuen
Torheit überholt. Die Nachrichten und die Beschlüsse jagten
einander im Stenogrammtempo, bei Tage und bei Nacht,
bis die armseligen Geister der Regierungsmänner nicht mehr
aus noch ein wußten. Ein Mädchenpensionat, in dem der
Ruf „Feuer“ erschallt, kann sich nicht kopfloser benehmen.
Noch hbeute früh kann die gewagteste Vermutung, wahr werden.
Das Kabinett ist nahe daran, zurückzutreten und einer Koali-
tionsregierung Platz zu machen, an der teilzunehmen auch
die Rechte aufgefordert werden soll. Nur einer behält in
dieser Gesellschaft den Kopf oben: Erzberger; er führt alles
zu dem vorher bestimmten Ende der bedingungslosen Unter-
werfung. Oas war ja der Witz der gestrigen Neufassung des
Beschlusses, die von den französischen Fournalisten brühwarm
nach Paris hinübertelephoniert wurde. Sie bewies dem Rate
der Bier, daß die Deutschen alles schlucken würden. Die dann
nachher eingetroffene deutsche Note mit den Vorbehalten
konnten die Vier nun höhnisch ablehnen. Es war ihnen ja
deutlich genug gezeigt worden, daß Bauers und Groebers
Schwur nichts weiter bedeutete als die Kulissenreißerei von
deklamierenden Bühnenhelden. Wahrlich eine geradezu kind-
lich unbeholfene Diplomatie.
Eine weitere qualvolle Sitzung setzt heute noch den
Schlußpunkt unter das gestrige Protokoll der Schande. Noch
einmal hätten wir wohl gewünscht, die Stimme Kahls oder
eines anderen Herolds deutschen Gewissens zu hören. Es
erfolgen aber nur kurze Erklärungen neben der Abstimmung
über nochmalige Ermächtigung zur bedingungelosen Kapi-
tulation. Man bescheinigt sich in diesen Erklärungen gegen-
seitig, daß jedermann, gleichviel wie er abgestimmt habe, nur
von, raterländischen Gründen ausgegangen sei. Das tut er-
staunlicherweise durch ihren Wortführer Dr. Heinze auch die
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